Bosnische Ärzte bieten Hilfe für Landsleute an

■ Aufenthaltsstatus und deutsche Bürokratie verhindern, daß Ärzte und Therapeuten aus Ex-Jugoslawien bosnischen Flüchtlingen helfen können

Etwa 40 bosnische ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen, Krankenschwestern, die in Berlin leben, wollen ihren hierher geflüchteten Landsleuten helfen – eine naheliegende, aber gegenüber der deutschen Bürokratie und angesichts der Finanzkrise unendlich schwer zu verwirklichende Idee.

In Berlin leben offiziell um 15.000 Flüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina, nach inoffiziellen Schätzungen von Hilfsgruppen gar 30.000. Viele von ihnen sind durch Flucht und Vertreibung psychisch traumatisiert und/oder physisch verletzt durch Bomben, Granaten, Vergewaltigung, Hunger und Krankheit. Sie brauchen dringend eine medizinische und psychologische Betreuung, aber wissen oft nicht, an wen sich wenden, oder können sich sprachlich nicht verständigen.

Auf der anderen Seite, so Bosiljka Schedlich vom Süd-Ost-Zentrum, leben unter diesen Flüchtlingen sehr viele hochqualifizierte Mediziner und Therapeuten, die ihre Erfahrung nicht einsetzen dürfen, weil ihnen der hier gewährte befristete Aufenthaltsstatus oder das schwierige ärztliche Anerkennungsverfahren die Berufsausübung verwehrt.

Als SozialhilfeempfängerInnen sind sie so zur Untätigkeit verdammt, obwohl sie nichts lieber täten, als sich entweder mit der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr beruflich fortzubilden oder hier den kranken Flüchtlingen zu helfen. Selbsthilfe zum Nutzen anderer tut also not.

Mit der Unterstützung von Bernd Köppl, gesundheitspolitischer Sprecher der AL, und Christian Pross vom Zentrum für Folteropfer am Klinikum Neu-Westend einigten sich die bosnischen Ärzte auf ein zweigleisiges Verfahren.

Zum einen wird unter dem Dach des Süd-Ost-Zentrums sehr bald ein eigenständiger Verein von Ärzten und Psychologen gegründet werden. Dieser wird mit einer Liste von Fachkräften und ihren spezifischen Erfahrungen an den Gesundheitssenator mit der Bitte um Anerkennung und Unterstützung herantreten. Denn nur ein eingetragener Verein könne, so Köppl, mit etablierten Einrichtungen kooperieren und eigenständig gefördert werden.

Zum anderen sucht das Süd- Ost-Zentrum ab sofort Krankenhäuser und Facharztpraxen, die bereit sind, bosnische KollegInnen als HospitantInnen aufzunehmen. Modell könnte der in Berlin bereits tätige „Mobile Pflegedienst“ sein, in dem seit längerem Fachkräfte aus Ex-Jugoslawien arbeiten. Deutsche Ärzte, die die bosnische Selbsthilfe unterstützen wollen, können sich an das Süd-Ost-Zentrum, Telefonnummer 2510128 wenden. aku