Dachshund und Honigkuckuck

■ „Die Honigkuckuckskinder“, Kinderfilm von Willy Brunner neu in der Schauburg

Honigkuckuck, das klingt lecker und bunt — und gar nicht nach deutschem Mischwald- Kuckuck! Und wirklich, der Honigkuckuck kommt nicht von hier. Er ist ein sympathisch- schlaues Vögelchen in Afrika: Weil er an den Bienen vorbei nicht an die süßen Honigwaben kommt, arbeitet er mit dem Dachshund zusammen. Für den kundschaftet der Honigkuckuck die Bienennester aus, die er dann aus den Bäumen klaut. Die beiden halten zusammen.

An diese kleine Geschichte von einer Solidaritäts-Symbiose knüpft der neue Film von Willy Brunner an: Da leben in einer riesig großen Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Hafen-Silo unglaublich viele Menschen. Alle unglaublich nett.

Dorthin werden die blonde Lena und ihre Mutter, Frau Behrends, vom Sozialamt eingewiesen. Die deutsche Frau Behrends ist aber ziemlich zickig. Sie will nicht, daß ihre Tochter mit den afrikanischen und arabischen Kindern spielt: Sie hat Vorurteile. Aber ihrer Tochter ist das egal. Sie will nicht alleine bleiben und freundet sich mit der gleichaltrigen Ajoke an.

Künftig halten die beiden zusammen: Gegen den feisten Herrn Schmuck, den Besitzer der Unterkunft zum Beispiel, der sich als Hotelier aufspielt und dabei seine ausländischen Gäste mit schmutzigen Witzen belästigt. Und gegen Knister und Co, Schmucks jugendliche Handlanger, die eine Jugendgang bilden und die Kinder drangsalieren.

Als die beiden Freundinnen entdecken, was die Jugend- Gang von Knister, die mit den echten Verbrecher-Visagen, so alles auf dem Kerbholz hat, handeln sie. Vor allen BewohnerInnen des Hauses werden Schmuck und Knister als Diebe, Erpresser, Schmuggler und Menschenhändler entlarvt. Und dem dicken, feisten Herrn Schmuck bleibt vor Schreck der Hähnchenschlegel im Hals stecken.

Filmisch ist die Botschaft deutlich umgesetzt: Es gibt Gute und Böse. Eigenschaften, die den Filmfiguren bereits an der Nasenspitze anzusehen sind. Dabei führte der Filmemacher Willy Brunner auch die Guten hin und wieder in Versuchung. Das zwar unter dem Druck der erpresserischen Bösen — aber trotzdem bietet sich hier Stoff für Diskussionen. Daran mangelt es dem Film ohnehin nicht: Das Bemühen des Filmemachers, möglichst viele Aspekte von Flüchtlingsleben zu berücksichtigen, geht zu Lasten einer abgeschlossenen, runden Filmgeschichte. Trotzdem ist Honigskuckuckskinder für Kinder bestimmt spannend. Dabei verzichtet er, angenehmerweise, auf brutale Szenen, obwohl die beiden Mädchen durchaus in heikle Situationen geraten.

Eva Rhode

Täglich 16 Uhr, Schauburg