Kreuzverhör Pfeiffers im Ahrendsen-Prozeß

■ Ex-Medienreferent der CDU bald nicht mehr Zeuge, sondern Angeklagter?

„Menschlich tut es mir leid, daß einer der letzten Politiker mit Rückgrat gehen mußte“, kommentiert Reiner Pfeiffer den Rücktritt von Günter Jansen. Mitschuldig daran fühle er sich nicht. Schließlich, so der 54jährige Journalist, habe er „die Geldübergabe nicht initiiert“. Bei seinem dritten Auftritt im Prozeß gegen Ex-Barschel- Sprecher Herwig Ahrendsen in Kiel wirkt Pfeiffer aufgeräumter und schlagfertiger als zuvor. Das Kreuzverhör der Ahrendsen-Anwälte steht auf dem Plan.

Diese versuchen nicht nur, die Glaubwürdigkeit Reiner Pfeiffers zu erschüttern. Sie wollen beweisen, daß viele der Schmutzkampagnen gegen die SPD, die Barschel zugeordnet werden, auf dem Mist des ehemaligen CDU-Medienreferenten gewachsen sind. Ihre These: Pfeiffer habe schon früher als bisher bekannt, Kontakte zum SPD-Sprecher Klaus Nilius gehabt und als SPD-Agent in der Kieler Staatskanzlei gewirkt zu haben. Davon habe er sich finanzielle Zuwendungen durch die SPD versprochen. Doch alle Versuche der Juristen, diesen Beweis zu führen, schlagen fehl: Der Zeuge wankt, aber er fällt nicht um. Pfeiffer bleibt bei seiner Aussage, er habe im April 1987 über den Bremer Finanzsenator Grobecker Kontakt zu Nilius aufgenommen, diesen aber erstmals im Juli 1987 persönlich getroffen. Zwar habe er erhofft, daß der Genosse ihm behilflich sein könne, einen neuen Job zu finden, doch konkret sei darüber nie gesprochen worden.

Die Widersprüche für die Anklage, die Ahrendsen nachweisen will, daß er in die Steueranzeige gegen Engholm involviert war, bleiben. So kann Pfeiffer nicht plausibel erklären, wieso es erst drei Monate nachdem er Grobecker und Nilius telefonisch gewarnt hat, daß Barschel gegen die SPD „üble Kampagnen“ plane, zum persönlichen Treffen mit Nilius gekommen sein soll. Er kann nicht darlegen, wie zwei handschriftliche Notizen von Uwe Barschel und dem Kieler Personalreferenten Claus Asmussen, auf deren Grundlage eine mögliche Steuerhinterziehung Engholms gelegt werden sollte, den damaligen SPD-Oppositionsführer belasten sollten. Ahrendsens Anwalt Stefan Purucker: „Beide Belege enthalten überhaupt nichts, was für eine Steueranzeige relevant sein könnte.“ Wieso Pfeiffer schon am 7. September Jansen und Nilius angedeutet haben kann, daß Barschel eine Wanze in sein eigenes Telefon einbauen lassen wollte, um dieses der SPD in die Schuhe zu schieben, bleibt ebenfalls mysteriös. Der Ahrendsen-Verteidiger Stefan Purucker ist aufgrund dieser Unklarheiten jedenfalls sicher: „Wir sehen Reiner Pfeiffer bald vor Gericht wieder. Und diesmal nicht als Zeugen, sondern als Angeklagten.“ Marco Carini