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Kiss me, honey

■ Shirley Basseys umjubelter Auftritt

umjubelter Auftritt

Am Ende standen die meisten der 3000 Zuhörer in schierer Emphase von ihren Sitzen auf und applaudierten, als hätten sie sich nichts anderes vorgenommen: Shirley Bassey, die Umjubelte, hielt mehr, als man sich versprechen durfte. Abgespeckt hat sie heftig seit ihrem letzten Auftritt in Hamburg vor gut fünf Jahren. Schlank und rank stand sie auf der Bühne, intonierte gleich zu Anfang das Lied, das sie 1964 berühmt machte und ihr eine andauernde Karriere bescherte: „Goldfinger“. Ein wenig verzagt klang es noch, so, als müßten sie und das keyboardlose Orchester – ein Genuß: die Streicher – erst zusammenfinden.

Doch nachdem sie sich warmgeschmettert hatte, war kein Halten mehr: „Never, never, never“, „Big Spender“, „Kiss me, honey, honey, kiss me“ oder auch „Something“, den Klassiker der Beatles, der erst durch ihre Altstimme goutierbar wurde – das kurz vor der Pensionsgrenze stehende alte Mädchen zeigte, daß ihre Stimme nur in den Höhen ein wenig metallischer geworden ist, daß die Phrasierungen hingegen, unterstrichen von wunderbar dramatischen Gesten, nach wie vor sicher kommen.

Die Bassey fegte über die Bühne, zeigte – in einem allerdings schrecklichen Fummel – Bein und Dekolleté: Es war, nun ja, durchaus sexy, selbst für das Gros der Herren im Parkett, das gewöhnlich in fleischlicher Hinsicht eher dem eigenen Geschlecht zuneigt. Und dann das grandiose Ende: Erst „This is my life“, frisch wie vor fünfzehn Jahren. Und dann „I am what I am“, die Hymne der Eigenen aus dem Film La cage aux folles. Da war sie ganz „my own special creation“. 100 Minuten große Show von einer, die ihr erwachsenes Leben

1als Serviererin in Wales begann, Entertainment eines working class girls ohne Anbiederung, eine graue Pantherin des dramatischen Geschmacks: großartig, zeitlos, beiläufig, schön. Arne Fohlin

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