: PatientInnen haben Rechte!
■ Initiative für Patientenstelle / "Mündige Patienten haben wir als Ziel, nicht als Utopie!"
PatientInnen haben Rechte!
Initiative für Patientenstelle / „Mündige Patienten haben wir als Ziel, nicht als Utopie!“
Daß PatientInnen Rechte haben, versteht sich im Grunde von selbst. Dennoch gibt es keine staatlichen Anlaufstellen für PatientInnen-Recht, -Schutz oder Hilfe. Viele Ratsuchende gehen zum Bremer Gesundheitsladen, um Unterstützung zu suchen. Aus dieser Erfahrung heraus hat sich hier der Arbeitskreis Patientenrechte/ Patientenschutz vor gut eineinhalb Jahren gegründet.
Eine Sprecherin des Arbeitskreises erzählt die Leidens-Geschichte eines zu früh geborenen Kindes: Die Eltern waren über die Spätfolgen der Sauerstoffbehandlung nicht aufgeklärt worden und wunderten sich, daß ihr Baby nicht mehr sehen konnte. Das Abklappern verschiedener ÄrztInnen und die Verwirrung und Trauer der Eltern über die halbseitige Erblindung ihres Kindes hätte mit der Hilfe einer entsprechenden Beratungsstelle vermutlich verbessert und verkürzt werden können, meinen die InitiatorInnen.
„Den mündigen Patienten haben wir als Ziel, nicht als Utopie“, sagt Clemens Müller, Mitglied des Arbeitskreises. Er knüpft an die bundesweite Tagung an, die der Arbeitskreis letztes Frühjahr organisierte: „Der mündige Patient — Eine Illusion?“ Auf der Tagung hatte Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner die Patientenstelle und Patientenfürsprecher in den bremischen Krankenhäusern befürwortet.
Information, Transparenz und das sogenannte „kooperationsbereite Sprechzimmer“ sind Forderungen, die inzwischen von einem Gutachten bestätigt werden. „Die seit alters übliche 'Sprachlosigkeit' des Arztes in spezifisch medizinischen Belangen ist zu überwinden und der Patient an den ihn betreffenden Entscheidungen zu beteiligen. Für den Patienten bedeutet dies die Wahrnehmung seines Rechtes auf Selbstbestimmung.“ So steht es im Jahresgutachten — Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen.
„Wir haben überall Freunde und geistige Unterstützung für unser Konzept der Patientenstelle. Das geht quer durch alle Parteien, Krankenkassen, und zum Beispiel die Ethikkomission und die Verbraucherzentrale — allein, es fehlt an Geld“, sagt Müller. Mit öffentlichen Zuschüssen wird fest gerechnet, aber die reichen nicht. Bis zum Sommer wollen sie die Klinken putzen gehen für ihr Projekt, dann ist Deadline. Entweder es hat bis dahin geklappt, oder Bremens PatientInnen bleiben ohne Anlaufstelle.
Vivianne Agena
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