Museum von Dinos wachgeküßt

■ Invasion aus der Lüneburger Heide im Übersee-Museum / Dino-Fans kommen klassenweise

Es ist kaum noch ein Durchkommen: lärmende Kids drängeln sich vor den Türen des Überseemuseums. Das beschauliche Museum ist belagert und erobert. Sie toben durch die Heiligen Hallen, die von den Ur-Echsen aus dem Dornröschenschlaf gerissen wurden.

„Hier, guck! Die kriechen aus den Eiern! Das Ei wackelt, siehste!!“ Die Nachkommen der Maiasaura schicken sich an, ihre schützende Eierschale zu verlassen. Die Älteren sind abgeklärter: „Den können Sie ruhig anfassen! Der ist nicht echt!“ erklärt mir eine Zehnjährige. Beruhigend! Denn wenn der Tyrannosaurus Rex seine Zähne bleckt, wird dem einen oder anderen kleinen Besucher doch mulmig.

Die lebensechten Dinos ziehen ganze Schulen ins Überseemuseum nach Bremen. Drei Stunden Anfahrt aus der Lüneburger Heide waren einer Grundschule aus Bodenteich bei Uelzen das Spektakel wert. Acht Klassen haben mit Lehrern und Müttern die Reise ins ferne Bremen angetreten. Der Widerstand der Lehrer war zwecklos. Jetzt haben sich die Zweitklässler erschöpft in einer Ecke neben dem Aufgang zu den Dinos niedergelassen und nuckeln an ihren Isostar-Flaschen.

Genau 233.657 BesucherInnen hat das Organisationsbüro der Dino-Ausstellung bis gestern registriert. Etwa die Hälfte davon sind Kinder, schätzt Organisatorin Monika Tippmann. 10 Mark kostet die Eintrittskarte für einen erwachsenen Menschen, immer noch 8 Mark für Kinder. Kindergruppen zahlen sechs Mark pro Nase. Mit den großen Lieblingen der Kleinsten läßt sich viel Geld verdienen: Zwei Ausstellungen dieser Art hat das Organisationsbüro der Bremer Ausstellung, Worsch und Woite, „laufen“. Auch ein Konkurrenzunternehmen hat die Urechsen für sich als Goldgrube entdeckt.

„Wo ist Daniela?! Nicole! Wir müssen Mark suchen! Herr Lehrer ich hab Durst!“ — So ein Schulausflug ins Museum ist kein Spaziergang. Und ein Spontanpicknick im zweiten Stock vor den Tafeln der wissenschaftlichen Ausstellung hat die Museumswärterin schnell beendet: „Ihr könnt Euch untern hinsetzen.“ Das Museumspersonal bringe „doppelten Einsatz“, berichtet die Kustodin des Übersee-Museums, Elisabeth Kuster- Wendenburg. Und wenn der Teppichboden in der Eingangshalle aussieht wie nach einer Schlacht, kann man die Kustodin sehen, wie sie eigenhändig die Papierschnipsel vom Boden liest. Diemut Roether