■ Das Portrait
: Benjamin Netanjahu

Der neugewählte Führer des Likud, der stärksten Oppositionspartei in Israel, ist Benjamin („Bibi“) Netanjahu. In Schamirs Likud-Regierung, die bis Sommer 1992 an der Macht war, hatte Netanjahu einen stellvertretenden Ministerposten und fungierte als geschickter Propagandachef, der sich vor allem im angelsächsischen Ausland einen Namen machte. Der 42jährige „Bibi“ hat ein starkes Ego und große Ambitionen. Im vergangenen Spätsommer reiste er in die USA, um Bill Clintons Wahlkampagne zu studieren und sich dementsprechend auf seine eigenen primaries, die soeben abgehaltenen Likud-Wahlen, vorzubereiten. Der zum dritten Mal verheiratete, selbstsichere Beau ist für das TV- Zeitalter mit seiner von amerikanischen PR-Firmen und Image-Beratern unterstützten „personalisierten Politik“ wie geschaffen.

Vor laufenden Fernsehkameras fühlt er sich in seinem Element, und sein Charisma kommt erst auf dem Bildschirm zu voller Geltung. Er gilt nicht als origineller Denker und produziert kaum eigene Ideen. Wie im Likud überhaupt, geht es ihm vor allem um die Erhaltung Großisraels. Diese und andere elementare Likud-Botschaften übermittelt er mit Hilfe seiner elektronischen Kommunikationstalente und wirkt damit auf seine zahlreichen persönlichen Bewunderer und Bewunderinnen überzeugend.

Foto:Reuter

Der ehemalige Verteidigungsminister Mosche Arens, den Schamir ursprünglich als seinen Nachfolger auserkoren hatte, führte Netanjahu in die „große Politik“ ein. 1982 stellte Arens, damals US- Botschafter in Washington, ihn als seinen „zweiten Mann“ vor. Später wurde „Bibi“ Israels Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York und spielte dort während des Golfkriegs eine wichtige Rolle. Seine guten Beziehungen zu verschiedenen rechtsorientierten US- Zirkeln haben ihm geholfen, seine Medienkampagne für die Likud-Wahlen zu finanzieren. Seine politischen Ansichten unterscheiden sich nicht von denen seiner Hauptrivalen in der Likud- Führung. Seinen Wahlsieg verdankt er der Intensität seiner highpowered amerikanisierten Kampagne, seiner Energie und seinem telegenen Auftreten. In seinem campaign-Bus, dem „Bibimobil“, präsentierte er sich den rund 216.000 Likud-Mitgliedern als der israelische Clinton. Amos Wollin