Nur Gymnasien kürzen

■ Elternvertretung kritisiert Bildungspolitik, will aber sparen helfen

Auch wenn sie Bauchschmerzen dabei haben: in gewissem Umfang wollen die Bremer ElternvertreterInnen den geplanten Kürzungen bei den Schulen zustimmen. Wenn schon gekürzt werden muß, so ein aktueller Beschluß des Zentralelternbeirats (ZEB), dann hauptsächlich bei den Gymnasien. „Dagegen lehnen wir grundsätzlich jede Vergrößerung der Klassen in den Grundschulen, Orientierungsstufen, Sonderschulen oder Hauptschulen ab“, sagte Marianne Isenberg, Sprecherin des ZEB, gestern auf der Landespressekonferenz. Im Hintergrund stand das Sparprogramm des Bildungssenators „Gesamtkonzept Schulressourcen 1992-200“, dem am Freitag die Bildungsdeputation zugestimmt hat. „Bildungspolitik findet derzeit in Bremen nicht statt“, meinte Isenberg. Die wirklichen Entscheidungen fällten die Finanz-, nicht die Bildungspolitiker. Dabei stände die Schule vor großen Herausforderungen, weil sich die Kindheit grundlegend verändert habe und sich die gesellschaftlichen Probleme auf die Kinder auswirkten. „Schule muß neben der reinen Wissensvermittlung auch immer mehr eine Erziehungsfunktion übernehmen“, meinte die ZEB-Sprecherin. „Im Unterricht ist weniger isoliertes Fachwissen und mehr vernetztes Wissen bei Erhalt der Grundbildung nötig.“

Die geplante Neuordnung der Schulstruktur nannte sie „zweitrangig“, wichtiger sei eine innere Schulreform. „Eine Diskussion um die Bildung ist unumgänglich, aber wir wollen die nicht unter dem Diktat der Finanzeckwerte führen“, betonte Marianne Isenberg. Nach einer kontroversen Diskussion im ZEB darüber, ob die Eltern überhaupt Sparmaßnahmen mittragen sollten, haben sie sich jetzt dazu durchgerungen. „Wir haben drei zentrale Forderungen: die einheitliche Grundbildung für alle muß ebenso erhalten bleiben wie die Förderung von Kindern mit besonderen Problemen, und die Bildungsschere zwischen Schulen mit homogenem Umfeld und Schulen in sozialen Brennpunkten darf nicht weiter auseinandergehen.“ Grundschule und Sonderschule sind beim Sparen tabu; In der Haupt- und Realschule soll eine Kürzung von maximal einer Lehrerwochenstunde akzeptiert werden; für Gesamtschule und Orientierungsphase wollen die Eltern „notfalls auf das Angebot einer zusätzlichen Fremdsprache ab Klasse 5 verzichten“. Bei Gymnasien schließlich sieht das Konzept des Senators für die Klassen 7-10 und die Oberstufe weniger Stunden und größere Klassen vor. Diesen Kürzungen wird von den Eltern nicht widersprochen. beppo/Fo: J.O.