Nachts plaudern die Krähen

■ Preisträger im Landeswettbewerb 'Jugend forscht– stellten ihre Ergebnisse vor

stellten ihre Ergebnisse vor

Es sei schon ein toller Anblick, wenn 20000 Krähen auf einmal auffliegen, sagt Sverre Klemp vom Matthias-Claudius-Gymnasium. Er ergatterte beim Hamburger Landeswettbewerb „Jugend Forscht“, dessen Sieger gestern vorgestellt wurden, den 1. Preis im Fachgebiet Biologie für seine Untersuchung über Strukturen und Funktionen von Großschlafplätzen überwinternder Corvidae.

Zu dieser Vogelfamilie gehören Saatkrähen und Dohlen, die alljährlich auch in Hamburg überwintern. Sie nächtigen in Kaltehofe, im Öjendorfer Park und im Stadtpark in Scharen von bis zu 20000 Vögeln. Der Jungforscher fragte sich, warum die Vögel in so großen Horden bis zu 20 Kilometer entfernt von ihren Nahrungsgebieten schlafen, und er fand heraus: Dohlen und Krähen tauschen auf ihren nächtlichen Treffpunkten Informationen aus. Durch spezielle Rufe erfahren sie von ihren Artgenossen, wo viel Futter zu holen ist.

Im Fachgebiet Chemie machte Alexander Stuhr vom Gymnasium Heidberg den 1. Preis mit seiner computergesteuerten Titration. Titration ist eine Standardmethode in der analytischen Chemie, zum Beispiel um den Säuregrad (ph- Wert) zu bestimmen. Die Messung wird normalerweise von Hand durchgeführt. Ein fehleranfälliges Verfahren, fand Stuhr, als er es im Chemie-Leistungskurs kennenlernte. Sein Computerprogramm erübrigt die Handarbeit und druckt das Ergebnis als Grafik aus.

Mit der Forschungsarbeit „Komplexe Dynamik“ gewann Eike Lau vom Gymnasium Ohmoor den 1. Preis im Fachgebiet Mathematik. Mandelbrot-Mengen faszinieren auch Nicht-Mathematiker. Computerbilder dieser Mengen, die „Apfelmännchen“, wurden wegen ihrer symmetrischen Schönheit berühmt. Eike Lau begeistern eher die mathematischen Zusammenhänge, die den Bildern zugrunde liegen. Seine preisgekrönten Forschungs-Ergebnisse zu erklären, würde den Rahmen dieses Artikelchens sprengen. Kurz: Sie sind komplex.

Den verdienten 2. Platz belegten Jan-Marc Bürger, Stuart Cantlay und Michael Wendt. Sie planten eine Regenwassernutzungsanlage für ihre Gesamtschule in Winterhude. Die Wassersparfans rechnen vor, daß mehr als 1000 Kubikmeter im Jahr allein durch die Toiletten der Schule rauschen und ihre Anlage für rund 100000 Mark sich schon allein wegen des eingesparten Trinkwassers in zwölf Jahren amortisiere. Umweltbehörde und Bezirk bekundeten schon Interesse.

Aber auch die nicht preisgekrönten Jungwissenschaftler haben Spannendes und Nützliches erforscht. „Stärke, Wasser und Essig, sind die Rohstoffe, die wir für die

1Kunststoff-Folie gebraucht haben“, erklärt Nathalie Herres vom Matthias-Claudius-Gymnasium, die mit ihrer Mitschülerin Marina Petrovic ein Verfahren zur alternativen Kunststoffherstellung erprobt hat. Die chlorfreie Alternativ-Folie sei ungiftig bei der Produktion und auch beim Recycling.

Vor chemischen Zaubertricks warnen Matti Justus Lembke und Marc Knickmeier von der Julius-Leber-Schule. Sie untersuchten 100 Chemikalien, die in „Zauber-Läden“ ohne Hinweise über den Ladentisch gehen — selbst Kinder kommen so an Salzsäure, Salmiakgeist oder Phosphor. Die Händler verstoßen folglich gegen die Gefahrstoff-Verordnung, da die Knalleffekte den Zauberer und sein Publikum in wirkliche Gefahr bringen können. VM