RAF versichert: Es bleibt bei Sachschaden

■ In einer der taz zugegangenen Erklärung bestätigt die RAF Abkehr von der Avantgarde

Berlin (taz) – Die Rote Armee Fraktion (RAF) hat ihre Drohung erneuert, für die Freilassung ihrer inhaftierten GesinnungsgenossInnen möglicherweise weitere schwere Anschläge wie den auf den Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt zu begehen. In einem siebenseitigen Bekennerschreiben, das gestern der taz mit der Post zuging, erklärt die RAF: „Wir wollten mit dieser Aktion zu dem Druck beitragen, der die harte Haltung gegen unsere gefangenen GenossInnen aufbrechen und den Staat an dieser Frage zurückdrängen kann.“ Eine Rückkehr zur Strategie der tödlichen Attentate gegen führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat schließt die RAF dagegen aus. In dem in Mainz aufgegebenen Schreiben bekräftigen die Illegalen ihre Aussagen vom letzten Jahr, wonach sie „Angriffe“ auf Wirtschaftskapitäne und Spitzenpolitiker „eingestellt“ haben und sich statt dessen dem „Aufbau einer sozialen Gegenmacht von unten“ widmen wollen.

Der Brief wurde – wie das im Fluchtfahrzeug letzten Samstag aufgefundene Bekennerschreiben – mit „Kommando Katharina Hammerschmidt, Rote Armee Fraktion“ und fünfzackigem Stern mit Maschinenpistole unterzeichnet. In direktem Bezug auf die vom früheren Justizminister Klaus Kinkel gestartete Aussöhnungsinitiative zur Beilegung des RAF- Terrorismus heißt es: „Nachdem wir den Druck von unserer Seite aus weggenommen hatten, hat sich der Staat ein weiteres Mal für die Eskalation entschieden.“ Moniert werden unter anderem die Entscheidung, den kranken Gefangenen Bernd Rößner nicht (wie ausgehandelt) zu begnadigen, daß neue Verfahren gegen RAF-Gefangene aufgrund der Aussagen der in der DDR festgenommenen RAF- Aussteiger eingeleitet wurden und daß die Oberlandesgerichte in Düsseldorf und Hamburg die vorzeitige Haftentlassung mehrerer RAF-Gefangener verhindert haben.

Als neue Strategie gibt die RAF aus, es gehe nun um den Aufbau einer „sozialen Gegenmacht von unten, die sich als relevante Kraft in einem neuen internationalen Kampf für die Umwälzung der zerstörerischen kapitalistischen Verhältnisse einbringen kann“. Dieser Prozeß habe „größte Priorität“, und im Vordergrund müsse dabei die „Auseinandersetzung über Rassismus“ stehen.

Als Beleg für die Authentizität ihres Schreibens führt die RAF in einem Postskriptum an, daß die Bundesanwaltschaft beim Anschlag vom letzten Samstag „die Warnplakate, mit denen wir das Gelände um den Knast weiträumig abgesperrt hatten, unter den Tisch fallen läßt – wo sie doch sonst am liebsten jede Haarnadel zur Fahndung ausstellen“. Wolfgang Gast

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