Andacht für ein Opfer

■ Dresdner gedenken des ermordeten Mosambikaners Jorge Gomondai

Dresden (AFP) – „Todesursache: Schwarz“, steht auf einem kleinen Flugblatt, das ein junger Mann vor den Gedenkstein am Albertplatz in der Dresdner Innenstadt legt. Gewidmet ist der Stein dem Mosambikaner Jorge Gomondai, dem ersten Todesopfer rassistischer Gewalt in Ostdeutschland. Der junge Afrikaner war am 6. April 1991 an den schweren inneren Verletzungen gestorben, die er erlitt, als Rechtsradikale ihn am 1. April 1991 überfielen und aus der fahrenden Straßenbahn warfen. „Er wurde Opfer rassistischer Gewalt“, steht auf dem Gedenkstein.

Zwei Jahre nach dem Verbrechen ist der Tod des afrikanischen Arbeiters, der per DDR-Regierungsabkommen zur Ausbildung nach Dresden gekommen war, nicht vergessen. Mehrere hundert ältere und jüngere Menschen sind am zweiten Jahrestag der Tat nach einer Andacht in der Kreuzkirche mit Blumen in den Händen schweigend durch die Stadt gezogen. Hunderte Blumen werden niedergelegt, Kerzen aufgestellt. Auf dem Platz, wo Gomondai nach dem Verbrechen schwerverletzt aufgefunden worden war, stehen auch viele ausländische Trauernde, Studenten aus anderen Ländern.

Als ein Polizist eine Rose niederlegt, schlägt ihm aus der Menge Verachtung und Verbitterung entgegen. Die gutgemeinte Geste wird von vielen wohl auch deshalb als deplaziert angesehen, weil zwei Jahre nach der Attacke auf Gomondai noch immer kein Prozeß gegen die drei mutmaßlichen Täter eröffnet ist.

Seit Juni 1992 ist die Anklage der Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht anhängig, doch erst jetzt soll die Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht beginnen. Die Behörden begründen die Verzögerungen mit schwierigen Sachermittlungen und der Überlastung des Amtsgerichtes. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung und fahrlässige Tötung. Im Zuge der Ermittlungen sei nicht feststellbar gewesen, ob die Gruppe von Rechtsradikalen ihr Opfer vorsätzlich aus dem Zug gestoßen habe, sagt die Staatsanwaltschaft.