Der Sender mit dem grünen Punkt

■ Sat.1 macht im April „TV for Nature“ – Jürgen Prochnow mit im Boot

Berlin (taz) – Das war kein gutes Omen: Gleich viermal hatte die Unterhaltungsabteilung (!) von Sat.1 die gleiche „biogrün“ gefärbte Einladung an die taz versendet, um zur Pressekonferenz für ihre Ökokampagne „TV for Nature“ zu laden.

Ausgestattet mit zwei Pressemappen zum Thema (außen Hochglanz, innen Recyclingpapier), schickte die taz einen Mitarbeiter hin (der natürlich politisch korrekt die U-Bahn benutzte). Schließlich wußten wir, daß das Öko-Zugpferd Jürgen Prochnow keine Rücksicht auf die Ozonschicht nehmen würde. Er kam per Flugzeug angejettet, um für „American Inferno“ zu werben, den „Umweltthriller“, in dem er die Hauptrolle spielt. Das Inferno (statt Atomkrieg diesmal Klima-GAU) soll im Rahmen der Sat.1-Kampagne am 22.4. um 20.15 Uhr laufen. Nicht ganz zufällig – ist doch der 22.4. in den USA der „Earth Day“ (in Deutschland etwa so epochal bedeutend wie der Valentinstag).

Doch bevor Prochnow gelauscht werden durfte (der zu Hause in Hollywood natürlich auch den Müll trennt), waren erst einmal mehrere mit allerlei Tand bestückte Tische schadlos zu passieren. Es gab kleine Weltkugeln aus Metall und andere Scheußlichkeiten. Und, endlich, Jürgen Prochnow selber. Mehrere Millionen Mark hat sich Sat.1 die Kampagne kosten lassen, die auch von CBS, dem ORF und dem malayischen Fernsehen unterstützt wird. Allein die rund um den „Earth Day“ drapierten Spots, die zum ökologisch bewußten Leben aufstacheln sollen, kosten angeblich eine Million. Die Sprüche selbst sind ziemlich billig: „Glücksrad“- Moderator Peter Bond beispielsweise hat's wieder mit der Gürtellinie: „Ich ärgere mich, für große und kleine Geschäfte gleich viel Wasser zu verbrauchen“, so sein anales Fanal. „Einspruch“-Macher Ulrich Meyer drohte an, das Thema Umwelt in seiner Sendung zum Pöbeln freizugeben.

Weitere ökologische Auswirkungen auf das Sat.1-Programm dürften jedoch ausbleiben. „Domestos“, „Wegwerf-Kameras“ und Plastikwindeln verstopfen weiter den Kanal. Denn: „Werbung fällt nicht in das Ressort Unterhaltung“, so Sat.1-Sprecher Manfred Zurstraßen. Sprach's und riß sich eine dieser praktischen Einweg-Kaffeemilchportionen auf, die jetzt auch den grünen Punkt haben. Martin Busche