■ Mit Headhuntern auf du und du
: Kauft VW Opels Führungsetage leer?

Rüsselsheim (taz/AP/dpa) – Aufs äußerste irritiert waren Deutschlands Unternehmer bereits am Freitag morgen. Hatte einer der Ihren, wenn auch US- amerikanischer Herkunft, mindestens zwei ungeschriebene Gesetze gebrochen, die da lauten: Man stellt sich dem Wettbewerb, und im Falle der Niederlage schweigt man vornehm.

David Herman jedoch, Chef der General-Motors-Tochter Opel, hatte im Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt für fähiges Führungspersonal verloren. Ganz offensichtlich hatte er nicht verhindern können, daß der abtrünnige GM-Manager Ignacio Lopez de Arriortúa, ausgestattet mit viel Geld von seinem neuen Brötchengeber VW, die Opel-Führungsetage leerkaufte. Aber schlimmer noch: Anstatt diese Schlappe für sich zu behalten und jetzt umgekehrt bei VW headhunting zu gehen, machte der Mann den Skandal öffentlich.

Am Wochenende dann versetzte Herr Herman der Unternehmer-Kaste einen neuen Schlag: Bemühte er doch in der leidigen Angelegenheit nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch das Landgericht Frankfurt. Dortselbst erwirkte er kurz vor Feierabend eine einstweilige Verfügung gegen den Konkurrenten Volkswagen und dessen neuen Chefeinkäufer Ignacio Lopez.

Unter Androhung eines Ordnungsgeldes von 500.000 Mark – ersatzweise Ordnungshaft – wird es Volkswagen laut der Mitteilung aus der Opel AG untersagt, Mitarbeiter von Opel und General Motors abzuwerben oder dies zu versuchen.

„Die Abwerbungsversuche von Volkswagen haben eine Größenordnung angenommen, die wir nicht mehr akzeptieren können“, sagte Opel-Sprecher Hans Jürgen Fuchs in einer ersten Stellungnahme.

VW-Sprecher Ferdinand Wachs zeigte sich über das Vorgehen von Opel „erstaunt“. „Dieser Vorgang ist sehr ungewöhnlich“, sagte er. Die rechtliche Prüfung in seinem Hause hat seinen Angaben zufolge ergeben, daß sich Volkswagen korrekt verhalten hat. Wegen des schwebenden Verfahrens wollte sich Wachs aber nicht weiter äußern. Er erneuerte die Auffassung von VW, daß das Vorgehen der Adam Opel AG „einmalig“ sei. dri