„Morgenstern, Große Sonne unseres Volkes“

■ Nordkoreas Großer Führer Kim Il Sung feiert Geburtstag / Rein und unbefleckt

Tokio (AFP) – „Das ganze Land ist von festlicher Stimmung überzogen“, meldet die staatliche Nachrichtenagentur. Poster und Blumen hängen in den Straßen der Hauptstadt und in den Kleinstädten der Provinz. Nordkoreas „Großer Führer“ und Präsident Kim Il Sung feiert heute seinen 81. Geburtstag.

Während die Medien noch vor wenigen Tagen vor einem drohenden atomaren Überfall der USA warnten, wurden die martialischen Töne jetzt durch die Vorbereitung auf das Geburtstagsfest abgelöst. Die Nachrichtenagentur weist auf nationale Buch- und Fotoausstellungen hin, die für das Fest organisiert werden. Dem Lobpreis des „Großen Führers“ dient ferner ein zehntägiges Filmfestival. Für den Festtag reiste auch Kim Il Sungs alter Freund, der kambodschanische Prinz Norodom Sihanouk, gestern nach Pjöngjang. Besucher „aus allen fünf Kontinenten“, so die offizielle Ankündigung, werden bei den Zeremonien vertreten sein.

Traditionell wurden bei den Geburtstagsfeiern für den „Großen Führer“ vom staatlichen Propagandaapparat dessen „fast übermenschliche“ Qualitäten in den Vordergrund gestellt. Diesmal stehen die Feiern bereits im Zeichen der erwarteten Machtübergabe: Die Macht im Land scheint bereits zu einem erheblichen Teil auf Kims 51jährigen Sohn und designierten Nachfolger Kim Jong Il übergegangen zu sein. Nachdem Kim junior vor 16 Monaten den Oberbefehl über die nordkoreanische Armee übernommen hatte, wurde er in dieser Woche auch zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrats ernannt. Dieses neue Amt bringt Kim Jong Il in eine Schlüsselstellung angesichts des Konflikts um die nordkoreanische Atompolitik.

„Genosse Kim Il Sung ist, wie er es immer war und immer sein wird, der Morgenstern und die große Sonne unseres Volkes“, hieß es zwar am Montag in der Parteizeitung Rodong Sinmun. Weiter verkündet die Zeitung dann jedoch, „unverrückbar ist der Entschluß unseres Volkes, den verehrten Genossen Kim Jong Il als ewigen, großen Leitstern in Ehren zu halten“. Er werde „rein und unbefleckt die traditionelle Loyalität“ erben, die von „der ersten Generation der Revolution“ errichtet worden sei.

Auch wenn Kim Il Sung Gerüchten zufolge herzkrank ist, wirkt der Staats- und Parteichef bei offiziellen Auftritten gesund und robust. Beobachter gehen davon aus, daß er bis zu seinem Tod im Amt bleiben wird. Von Zeit zu Zeit reist der greise Präsident durch das Land und besucht Fabriken oder landwirtschaftliche Betriebe. Sein Sohn dagegen lebt zurückgezogen. Nur selten spricht er mit Besuchern aus dem Ausland oder nimmt an öffentlichen Veranstaltungen teil.