Erlebniseinkauf auf dem Bio-Hof

■ Für viele Öko-Bauern ist Direktverkauf existenznotwendig / Benzinsparende Variante: das Gemüseabo

„Das Standbein der Bio-Bauern“ ist heute noch immer der direkte Verkauf an den Verbraucher, sagt Dr. Robert Hermanowski von der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau. Allerdings hat sich die Bedeutung gewandelt: Blieb den einzelnen Bio-Bauern in den Anfangsjahren gar nichts anderes übrig, als auf Verbraucher zu zählen, die zum Einkaufen auf den Hof kommen, sind heute mehr Großhändler, Bio-Läden und Bio-Weiterverarbeiter die Kunden. Im Bio- Bereich wurden 1986 noch etwa 30 Prozent der Lebensmittel direkt ab Hof vermarktet, heute liegt dieser Anteil unter 20 Prozent.

Der Absatzzuwachs bei größeren Kunden ist auf das umfangreichere Angebot zurückzuführen. In den vergangenen Jahren hat es, bedingt durch EG-Prämien zur Extensivierung der Landwirtschaft, eine rasante Entwicklung der Produktion gegeben. Von 1989 bis 1992 hat sich die Zahl der anerkannten Bio- Höfe fast verdoppelt.

Großkunden wie auch Verbraucher schätzen an dieser Direktvermarktung die besondere Qualität und das Vertrauensverhältnis, das sie zu ihrem Bauern aufgebaut haben. „Oft sind es Familien mit Kindern, die das Wochenende zu einem Erlebniseinkauf auf dem Lande nutzen“, berichtet Ulrike Bader von der Stiftung Ökologie und Landbau. „Da steht im Vordergrund, den Kindern klarzumachen, wo die alltäglichen Lebensmittel eigentlich herkommen.“

Andererseits kann es Dr. Hermanowski „nicht gut finden, wenn die Leute wegen zwei Pfund Möhren 20 Kilometer in der Landschaft herumfahren. Die Öko-Bilanz solcher Ware kann nur verheerend sein“. Deshalb befürwortet er Vermarktungsformen, durch die der der Landwirt näher an den Verbraucher herankommt. Ein Beispiel dafür ist das „Gemüseabo“. Etwa 50 Öko-Höfe im ganzen Bundesgebiet bringen bereits ihre Produkte direkt den Verbrauchern ins Haus.

Beim Gemüseabo bestellen die Kunden für ein paar Monate jede Woche eine Kiste Frischware zu einem festen Preis — im Schnitt etwa 20 Mark. Was in der Kiste ist, bestimmt der Landwirt: Vor allem Gemüse und Obst der Saison, unter Umständen auch Brot und Milch. Der Kunde bestellt nicht individuell, sondern alle Kisten sind in einer Woche etwa gleich zusammengesetzt. Dadurch können sie günstig angeboten werden. Andererseits muß sich der Abonnent mit teilweise ungewohnten Gemüsesorten anfreunden. Pfiffige Bio-Bauern liefern darum gleich das passende Rezepte dazu.

Das Verzeichnis „Einkaufen direkt beim Bio-Bauern“ gibt es für 10 Mark plus 2 Mark Porto bei der Stiftung Ökologie und Landbau, Postfach 1516, 6702 Bad Dürkheim. Thomas Schmitz-Günther