Savimbi: Wir haben den Krieg gewonnen

Besuch bei Angolas Rebellenführer Jonas Savimbi in der von seinen Truppen eroberten Stadt Huambo / Der Chef der Unita will die Bedingungen eines Friedensschlusses diktieren  ■ Aus Huambo Willi Germund

Fünf Monate versteckte sich der Mann, der nach den ersten freien Wahlen Angolas im September des letzten Jahres zum internationalen Paria wurde, weil er seine Wahlniederlage bei dem Urnengang nicht anerkennen wollte. Jetzt bewies Jonas Savimbi gegenüber der taz und einer kleinen Gruppe von Journalisten bei seinem ersten Auftritt in der von seiner Rebellenorganisation Unita eroberten Stadt Huambo, daß er glaubt, die Bedingungen eines neuen Friedens in Angola diktieren zu können. „Der Verlust internationaler Unterstützung wird uns nicht daran hindern, unsere Ziele zu erreichen, wenn wir die für unsere Entwicklung richtigen Schritte unternehmen.“

Savimbi, in dunkelbraunem Anzug und dicker kugelsicherer Weste, setzte nach: „Basta“ – genug – „500 Jahre wurden wir ausgebeutet, nie wieder!“ Seine Getreuen klatschen Beifall.

Seit Unita im Oktober 1992 ihre Niederlage bei den Wahlen nicht anerkannte und begann, weite Teile des Landes zu besetzen, spielt für den 59jährigen Rebellenchef die ethnische Frage eine zunehmende Rolle. In Rundfunkansprachen warnt er vor „Stammeskrieg“, und auch während der Pressekonferenz im kriegszerstörten Huambo sagt Savimbi: „Wir müssen einen Stammeskrieg verhindern.“ Er sieht sich als „Elder“, als weiser Mann, der zuvörderst die Interessen seines Ovimbundu- Volkes – etwa ein Drittel der knapp zehn Millionen Angolaner – gegen die von Weißen und Mulatten dominierte MPLA-Regierung in Luanda verteidigt.

Eine sofortige Feuerpause, wie Unita sie bei den laufenden Verhandlungen in Abidjan vorschlage, sei nötig, um die humanitären Probleme in Angola zu lösen, sagt der Rebellenchef. Savimbi verschweigt dabei, daß die Unita dringend humanitäre Lieferungen nach Huambo braucht, mit etwa 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Freischärler können mittelfristig aus eigener Kraft die Versorgung der Bevölkerung nicht sicherstellen. Ein Waffenstillstand könne laut Savimbi später folgen, dazu seien allerdings internationale Beobachter nötig.

Im Gegensatz zu früher will Unita jetzt auch an einer Übergangsregierung beteiligt werden. Neuwahlen schließen die Rebellen für die nächsten drei Jahre aus. Der wichtigste Punkt ist für Unita bei den in dieser Woche stattfindenden Verhandlungen zwischen Rebellen und Regierung in Abidjan die „Dezentralisierung“. Savimbi: „Wir wollen nicht, daß ein Gouverneur oder Polizeichef von Luanda aus ernannt wird. Wir wollen, daß diese Leute aus der Gegend kommen.“ In Gebieten, in denen Unita die Kontrolle innehat, würde dies bedeuten, daß Unita solche Funktionen besetzen würde. Die Rebellenbewegung kontrolliert derzeit vier Provinzhauptstädte und über 70 Prozent des angolanischen Territoriums.

Mit zwei schweren Goldringen an der Hand, goldenen Armbändchen und einer Goldkette um den massigen Hals macht der promovierte Philosoph keinen Hehl aus seinem Selbstbewußtsein. Er fährt in dunkelblauer Mercedes-Limousine vor, begleitet von zwei US-gefertigten Geländewagen mit Rotlicht. Auch der Clinton-Regierung in Washington will er zeigen, wie wenig ihn sein internationaler Ruf kümmert: „Unseres Erachtens nach wird die US-Regierung irgendwann die MPLA-Regierung anerkennen. Das macht uns nichts aus. Wir wollen aber, daß die Supermacht USA eine Rolle in Angola spielt.“ Savimbis Selbstsicherheit kommt nicht von ungefähr: „Wir kontrollieren viel mehr von Angola als die MPLA-Regierung.“ Das sei erreicht worden, weil die Unita-Truppen in der „Zahl zwar geringer, in der Qualität aber besser als die Regierungstruppen“ seien.

Doch im Gegensatz zum ersten angolanischen Bürgerkrieg von 1974 bis 1990 konzentriert Unita sich diesmal auf die Eroberung von Städten und wirtschaftlich wichtigen Gebieten wie Diamantenminen. Savimbi: „Ich habe gelernt, daß ich die Wirtschaft kontrollieren muß.“ Wenn eine britische Gesellschaft in Angola Öl abholen wolle, verhandele sie darüber mit ihm, nicht mit der Regierung. Savimbi: „Wir haben Krieg geführt, und wir haben gewonnen.“