Standbild
: Nur zart sättigend

■ "ZAK"

„ZAK“, ARD, So., 22.30 Uhr

Als „ZAK“ am Sonntag erstmals in der ARD erschien, erhielt Friedrich Küppersbusch gewichtigen Beistand. Sabine Christiansen leistete sich während der „Tagesthemen“ ein verschmitztes Augenzwinkern und brachte ihren Zuschauern schonend bei, daß politische Hintergrundberichte zwar seriös sein müßten („Tagesthemen“!), Politik sich aber auch anders präsentieren ließe. Dabei entschlüpfte ihr – sie hatte sich gerade ausdrücklich Richtung Kiel und München gewandt – das schlimme Wort Satire.

Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als übertrieben: Friedrich Küppersbusch zeigt in den folgenden dreißig Minuten seine zahmere Seite, und auch die Studio-Dekoration hatte sich größere Extravaganzen verkniffen. Nur ein anthroposophisch einwandfreies Wandgemälde mit den vier Elementen schmeichelte kokett den Thesen des gesundeten Heiner Geißler, der die Rolle des nunmehr einzigen Studiogastes souverän durchspielte. Küppersbusch dagegen ließ offen, ob es die Rhetorikkenntnisse des ehemaligen Jesuitenschülers, ob es Zeitdruck oder gar pure Berechnung waren, die den einstigen Vogel-Provokateur sich allzu früh mit Geißlers political correctness zufriedengeben ließen. Als wirkte Christiansens warnende Stimme in ihm fort.

Alle eingespielten Beiträge samt den Puppensketchen aber hielten das gewohnte Kölner Tempo, mit waghalsigen Schnitten und derart unfaßbaren Aussagen der Beteiligten, daß man den Glauben vorzöge, die „ZAK“-Clips seien Fakes. Geilenkirchener Männer begeisterten sich für den Einsatz von Bundeswehrsoldaten, Rudolf Krause bot deutschnationale Ausfälle, russische Arbeiterinnen beklagten die Verhältnisse in ihrer Asbestfabrik, um noch vor laufender Kamera weiter in dem tödlichen Staub herumzuwirbeln. Höhepunkt des Pupillentaumels bildeten die Aufnahmen eines munteren Honeckers im Exil, deren heimliches Entstehen – weniger feiner Journalismus – gleich mitenttarnt wurde. Satire ist das alles nicht. Allenfalls handelt es sich bei „ZAK“ auch weiterhin um eine treffliche „Saturation von Gattungen in ein und demselben Werk“. 30 Minuten sind jedoch schlicht zu kurz: Kaum hat man sich eingesehen, ist „ZAK“ schon wieder vorbei. Saturiert kann davon niemand sein. Claudia Wahjudi