Lachnummer

Wenn Sie in den kommenden Tagen einen Mann durch die Stadt irren sehen, der verzweifelt sein Büro sucht: Sprechen Sie ihn vorsichtig an und führen Sie ihn zum Verwaltungsgebäude der Stadtwerke. Es muß sich um den Vorständler Jörg Willipinski handeln. Der leidet nämlich an akutem Gedächtnisverlust.

Was sich Willipinski gestern im Untersuchungsausschuß der Bürgerschaft geleistet hat, das war schon frech. Daß er sich an alles mögliche ziemlich genau erinnern kann, nur nicht an die Vorstandsdiskussion zu den Spenden der Stadtwerke an die SPD, das zu behaupten ist möglicherweise sein gutes Recht. Aber glauben muß man das wirklich nicht. Als sei eine Parteispende von 90.000 Mark an den eigenen Verein eine Petitesse am Rande. Willipinski — eine Lachnummer!

Es scheint, als würde sich der Untersuchungsausschuß am Stadtwerkevorstand die Zähne ausbeißen. Mit kohlscher Breitärschigkeit wird das hartnäckigste Nachfragen ausgesessen. Daß in Bremen das Geld von Genosse zu Genosse geflossen ist, das wußten wir schon. Wie das genau passiert ist, das werden wir vermutlich von den Willipinskis nicht erfahren. Bleibt nur zu hoffen, daß sich einer mal traut, den Schweige-Filz zu durchstoßen. Jochen Grabler