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Doku: Zehn Punkte des deutschen P.E.N. zu Dubrovnik

1. Der bundesdeutsche P.E.N. hat die vor zwei Jahren getroffene Entscheidung, den 59. Internationalen Kongreß in Dubrovnik zu veranstalten, seinerzeit mitgetragen.

2. Das Votum von über 20 nationalen Zentren (...), den Kongreß zu verschieben, beruhte auf der entsetzlichen Ausweitung des Krieges seither und der immer stärkeren nationalistischen Bevormundung der Medien in Kroatien.

3. Aufgrund der Voten für eine Verschiebung des Kongresses hat der Präsident des Internationalen P.E.N., György Konrad, das kroatische Zentrum gebeten, diesem Mehrheitswunsch stattzugeben. Das kroatische Zentrum hat diesen Wunsch abgelehnt.

4. Das bundesdeutsche P.E.N.-Zentrum hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt bewußt zurückgehalten. Als absehbar wurde, daß zu dem Kongreß viele nationale Zentren nicht kommen würden, hat der bundesdeutsche P.E.N. den Vorschlag unterbreitet, den Kongreß als reine „Arbeitskonferenz“ abzuhalten und angesichts des Massenmordes im ehemaligen Jugoslawien sämtliche Feierlichkeiten zu streichen.

5. Dieser Vorschlag wurde von etlichen Zentren begrüßt, die darin eine Möglichkeit sahen, sich an dem Kongreß doch noch beteiligen zu können.

6. Der Präsident des gastgebenden kroatischen Zentrums, Prof. Slobodan Novak, hat daraufhin am 3. März 1993 dem Präsidenten des bundesdeutschen P.E.N., Gert Heidenreich, mitgeteilt: „Mit Ihrer Ansicht über die Notwendigkeit, daß unser Kongreß ausschließlich einen Arbeitscharakter haben soll und daß Zeremonien in dieser Zeit unangebracht wären, sind

wir vollkommen einverstanden und können Ihnen für diese Warnung nur dankbar sein. Es ist also unser endgültiger Beschluß.“

7. Am 18. März hat das kroatische Zentrum sein Kongreßprogramm mitgeteilt. In ihm waren alle (...) üblichen zeremoniellen und unterhaltsamen Ereignisse aufgeführt, von Sightseeing über Theater- und Konzertbesuche bis hin zu Empfängen, Dinners, Parties etc. Ohne Angaben von Gründen hat der kroatische P.E.N. seine definitive Zusage (...) gebrochen.

8. Das bundesdeutsche P.E.N.-Zentrum hat daraufhin, wie zahlreiche andere Zentren zuvor, für eine Verschiebung des Kongresses votiert.

9. Der vom Internationalen P.E.N. in der Folge angebotene „Kompromiß“, der gegenwärtig realisiert wird, ist unserer Ansicht nach sowohl seiner Form wie seinem Inhalt nach unangemessen. Da er zwar Geselligkeiten, aber keine Delegiertenversammlung vorsieht, hat das bundesdeutsche Zentrum auch keine Delegierten entsandt.

10. Die von einigen deutschsprachigen, vor allem aber von regierungstreuen kroatischen Medien verbreitete Behauptung, bei seiner Entscheidung habe der bundesdeutsche P.E.N. angeblichen Sympathien für die serbische Kriegspolitik Rechnung getragen, entbehrt jeder Grundlage und erfüllt (...) den Tatbestand der Verleumdung. Wahr ist, daß sich der bundesdeutsche P.E.N. (...) um eine Regelung bemüht hat, die vielen Zentren erleichtert hätte, nach Dubrovnik zu kommen. Darmstadt, den 21.4.1993 P.E.N.-Zentrum

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