IWF unterstützt Rußland

■ Neues Kreditprogramm aufgelegt

Washington (dpa/taz) – Der Internationale Währungsfonds hat zur Unterstützung der marktwirtschaftlichen Reformen in Rußland und anderen Staaten der früheren Sowjetunion einen neuen Kredittopf mit milderen Bedingungen gebilligt. IWF-Direktor Michel Camdessus beschrieb am Dienstag die neue „System-Übergangs-Fazilität“ als eine „Rampe“ zu den traditionellen Kreditprogrammen mit schärferen Auflagen.

Der IWF-Chef geht davon aus, daß die meisten der ehemaligen Sowjetrepubliken, der osteuropäischen Länder sowie einige Länder Asiens die Voraussetzung für Kredite aus dem neuen Topf erfüllen. Für die geplante Laufzeit bis Ende 1994 werden etwa vier bis sechs Milliarden US-Dollar veranschlagt. Die Länder sollen bis zu 50 Prozent ihres IWF-Kapitalanteils (Quote) als Kredit erhalten.

Gleichzeitig teilte Camdessus mit, daß er den IWF-Mitgliedern vorschlagen werde, neue Sonderziehungsrechte (SZR) zuzuteilen, um den devisenschwachen Ländern der Dritten Welt und den Ländern, die ihre Wirtschaft reformieren, Mittel für dringend benötigte Importe zu verschaffen. Die SZR sind das IWF-Kunstgeld, das gegen harte Währungen wie Dollar oder D-Mark eingetauscht werden kann. Der IWF hatte in früheren Jahren 21,4 Milliarden Dollar SZR geschaffen.

Den Finanzbedarf Rußlands bezifferte der IWF-Chef in den nächsten Jahren auf jeweils rund 40 Milliarden Dollar. Camdessus plädierte dafür, den Russen weiterhin zu helfen, auch wenn die Reformen stockten und „derzeit ein De- facto-Stillstand“ herrsche. Er ging von Finanzhilfen des IWF von 25 bis 30 Milliarden Dollar in den nächsten vier bis fünf Jahren aus. Hohes Lob zollte Camdessus den baltischen Ländern Estland, Litauen und Lettland. Sie hätten „bewundernswerte“ Reformfortschritte gemacht.