Tarif-Einigung bei Druck

■ IG Medien stimmt Schlichterspruch von 3,3 Prozent mit Bauchgrimmen zu

Köln (AFP/taz) – In der deutschen Druckindustrie mit mehr als 200.000 Beschäftigten hat ein Arbeitskampf doch noch abgewendet werden können. Die Große Tarifkommission der IG Medien akzeptierte gestern den Schlichterspruch in Höhe von 3,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt rückwirkend zum 1. April. Sechs der rund 60 Mitglieder stimmten dagegen. Die Arbeitgeber hatten dem Spruch des Schlichters Heinrich Reiter, Präsident des Bundessozialgerichts, bereits am Mittwoch abend nach der zweiten Schlichtungsrunde zugestimmt. Die Verhandlungskommission der IG Medien hatte den Spruch dagegen zunächst abgelehnt.

Der Entscheidung sei eine „sehr lange, ausführliche, aber auch sehr strittige Debatte“ in der Großen Tarifkommission vorausgegangen, sagte der IG-Medien-Vorsitzender Detlev Hensche. Trotz der deutlichen Mehrheit für die Annahme des Schlichterspruchs sei keiner der Gewerkschafter „auch nur andeutungsweise“ mit diesem Schlichterspruch zufrieden. Der Abschluß sei „in der Sache zu niedrig“. Angesichts der wirtschaftlichen Lage in der Druckindustrie sei „mehr möglich gewesen“.

Die Tarifkommission sei der Meinung, die IG Medien könne es sich „angesichts des politischen, gesellschaftlichen, sozialen Umfeldes“ und der bislang abgeschlossenen Tarifverträge in anderen Branchen nicht leisten, für einen höheren Abschluß zu streiken. Hensche räumte ein, der Schlichterspruch sei in weiten Teilen der Gewerkschaftsbasis mit Unmut aufgenommen worden. Die IG Medien hatte zunächst 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert.