Strahlende Lügen in Tomsk

■ Atomunfall war schlimmer als zugegeben

Moskau (AFP) – Nach Berechnungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist bei dem Atomunfall von Tomsk bis zu achtzigmal mehr Radioaktivität freigesetzt worden, als die russischen Behörden bisher zugaben. Vor zwei Wochen war in der Wiederaufbereitungsanlage Tomsk-7 ein Lagertank explodiert. Nach Informationen des Wissenschaftlichen Komitees der UNO über Strahlenfolgen (UNSCEAR) ist eine Strahlung von 40 Curie freigesetzt worden.

In Berichten des russischen Ministeriums für Atomenergie war dagegen von nur fünf Curie die Rede. Die Sprecherin der russischen Greenpeace-Sektion, Dima Litwinow, kommt auf noch höhere Werte: Die Strahlung des Urans und Plutoniums, die in dem explodierten Tank aufbewahrt waren, habe insgesamt 559 Curie betragen. Wenn man davon ausgehe, daß etwa drei Viertel davon in die Umwelt gelangt seien, so ergebe sich eine Strahlung von über 420 Curie, mehr als das Achtzigfache der offiziellen Werte. Greenpeace verlangt eine unabhängige Untersuchung des vermutlich schwersten Atomunfalls seit Tschernobyl und hat die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) um Unterstützung gebeten.