■ Mit Italo-Holdings auf du und du
: Am Ende der Tricks

Mailand (dpa) – In Italien droht mal wieder ein Finanzkrach: Wenn es nicht ganz schnell gelingt, die Staatsholding IRI zu sanieren, muß die Regierung Verbindlichkeiten in der stolzen Höhe von 21,7 Billionen Lire zurückzahlen. Das sind etwa 22 Milliarden Mark.

Die Situation ist wahrhaft dramatisch. Allein im Jahr 1992 fuhr die IRI einen Verlust von 4,4 Billionen Lire ein. Da sich das Kapital aber nur auf 1,873 Billionen Lire beläuft, wäre die Staatsholding nach dem italienischen Aktienrecht verpflichtet, Konkurs anzumelden.

Noch versucht die Regierung, sich um den Offenbarungseid herumzudrücken. Denn mit der IRI-Pleite zeichnet sich für das ohnehin von Mafiaskandalen gebeutelte Land ein Skandal ab, der noch teurer zu stehen kommen dürfte, als die im Juli 1992 zur Liquidation freigegebene Staatsholding „Efim“. Damals mußte sich der Staat auf Druck der internationalen Gläubiger dazu bereitfinden, 9 Billionen Lire zurückzuzahlen. Sollte es jetzt zu einem ähnlichen Debakel im Falle IRI kommen, wäre der Schaden mehr als doppelt so hoch.

Aber die Not macht erfinderisch – und Bilanzen sind auch in Italien verschieden interpretierbar. Die italienische Regierung hat deshalb einfach die Geltung eines Gesetzes verlängert, das der IRI die Möglichkeit gibt, mit Hilfe eines Rechentricks ihre Anlagen aufzuwerten. Das erlaubt ihr, die Eigenmittel zu erhöhen, aber wie das segensreiche Gesetz stände auch diese wunderbare Vermehrung des Kapitalvermögens nur auf dem Papier. Auch diese Konstruktion funktioniert jedoch nur, wenn das Schatzministerium als Alleinaktionär die Ausführungsbestimmungen zu diesem Gesetz erlassen würde. Das hat sich Schatzminister Piero Barucci bisher doch lieber verkniffen. Er besteht statt dessen auf einer schnellen Privatisierung aller Beteiligungen und Aktivitäten der Holding, die auf den Markt gebracht werden können. Käufer reißen sich allerdings nicht gerade um dieses Angebot. Denn selbst wenn das Schatzministerium der Bilanzkosmetik grünes Licht erteilen würde, wäre die Krise kaum noch abzuwenden: Die IRI ist schon bald gezwungen, ihren ebenfalls tief in den roten Zahlen steckenden Töchtern kräftig unter die Arme zu greifen. Die Mailänder Wirtschaftszeitung Il Sole-24 Ore schätzt diesen kurzfristigen Finanzbedarf auf mindestens 10 Billionen Lire (über zehn Milliarden Mark). Ohne die Zuführung dieser Mittel, so Finanzbeobachter, seien auch die Tochtergesellschaften, in erster Linie der Stahlkonzern „Ilva“ und die Anlagenbaufirma „Iritecna“, in akuter Konkursgefahr.