Auf dem Weg in die „Staatsgastronomie“?

■ Cafe im Bürgerhaus Weserterrassen: Gaststättenverband und „Ambiente“ befürchten staatliche Konkurrenz

Als Erfindungsreichtum in Zeiten der knappen Finanzen gilt bislang das Konzept des wiedereröffneten Bürgerhauses Weserterrassen, sich finanziell mehr auf die eigenen Beine zu stellen. Einnahmen soll vor allem die Nutzung seiner Lage bringen: „In Zukunft“, schreibt der Leiter des Bürgerhauses in seinem Grußwort zur Wiedereinweihung, „wird es ein großes Cafe — Blick auf die Weser — mit einem umfangreichen gastronomischen Angebot geben.“ Auch über den geplanten „Garten an der Weser“, per Wendeltreppe zu erreichen, freut sich die Bremerin — ist das Cafe-Angebot am Fluß mehr als nur übersichtlich. Doch prompt gibt es Ärger: Daß da eine öffentlich geförderte Einrichtung — für den Umbau flossen 1,5 Millionen Mark Staatsknete in die Weserterrassen — nun den privaten Gastronomiebetrieben Konkurrenz machen will, das macht dem Bremer Gaststättenverband Bauchschmerzen. „Mit öffentlichen Mitteln wird hier eine Staatskneipe aufgemacht — zu Lasten der gewerblichen Gaststätten“, moniert Geschäftsführer Peter Malwitz. Und wenn das Schule macht: „Dann machen alle Bürgerhäuser eine Gastronomie auf, um die Löcher in ihren Kassen zu füllen — am Ende können dann alle Kneipen zumachen, und wir haben hier eine Staatsgastronomie wie zu Zeiten der DDR.“

Auf den Plan gerufen wurde der Gaststättenverband vom direkten Nachbarn des Bürgerhauses — dem Cafe „Ambiente“. Um nichts in der Welt wolle man den Weserterrassen an den Karren fahren: „Wir sind absolut für ein Bürgerhaus“, sagt „Ambiente“-Mitinhaber Michael Bornmann. Daß da sonntags im Garten Live-Musik stattfinden soll und das „geschäftsschädigend“ sein könnte, ist nur ein Nebenaspekt. Aber: „Wir sind absolut gegen eine kommerzielle Gastronomie in einem öffentlich bezuschußten Haus“, so Bornmann. Ein unfairer Wettbewerbsvorteil, habe man selber damals die Renovierung eigenständig finanzieren müssen. Und, so sind sich „Ambiente“ und Gaststättenverband einig: Es geht ums Prinzip.

Die Aufregung kann Rolf Badinski, Chef der Weserterrassen, nicht verstehen: Konkurrenz sei man bei dem unterschiedlichen Publikum gerade zum „Ambiente“ nicht. In anderen Städten reihten sich außerdem kilometerlang die Cafes am Fluß — „und die sind bei schönem Wetter alle voll“, so Badinski. Das gravierendste Mißverständnis aber sei, so findet auch Barabara Loer von der Kulturbehörde, daß die Bürgerhaus-Pläne kommerzielle Gastronomie seien: „Ein eingetragener Verein wie das Bürgerhaus darf seinen NutzerInnen Kaffee und Kuchen verkaufen“, so Loer. Was er nicht darf: einen gewerblichen Gastronomiebetrieb aufziehen.

Doch wo ist da die Grenze: Müssen Cafe-BesucherInnen demnächst vor dem Genuß einer Sahnetorte den Nachweis erbringen, daß sie mindestens fünf Minuten durch die Ausstellung „Ich und mein Stadtteil“ gewandelt sind oder den Makramee- Kurs besucht haben?

Die Grenze für Loer und Badinski ist klar: Die Einnahmen müssen und werden in das Angebot und die Ausstattung des Bürgerhauses fließen und nicht in eine private Tasche. „Das ändert nichts am Prinzip“, findet dagegen der Gaststättenverbändler Malwitz: nämlich daß auf Umwegen — per Einnahmeverlust — „das Gastgewerbe für die Bürgerhäuser bezahlt“. Ganz abgesehen davon, daß Bornmann vom „Ambiente“ befürchtet, daß es beim Wein- und Bierpfennig für die Kinder nicht bleiben wird: „Attraktive Gastronomie hat ihre eigenen Gesetze.“ Susanne Kaiser