Bombe tötete Sri Lankas Präsidenten

■ Selbstmordattentäter per Fahrrad auf Veranstaltung zum 1. Mai / Opposition feierte Anschlag in den Straßen

Colombo (AFP/dpa) – Der srilankische Präsident Ranasinghe Premadasa ist am Samstag von einem Selbstmordattentäter getötet worden. Nach Angaben der Polizei starben bei der Bombenexplosion neben dem 68jährigen Politiker mindestens 17 weitere Menschen. Mindestens 60 Personen wurden verletzt. Das Attentat ereignete sich im Geschäftszentrum der Hauptstadt Colombo, als der Präsident zusammen mit Mitgliedern seiner Vereinigten Nationalpartei (UNP) zu einer Mai-Kundgebung an der Seepromenade marschierte. Nach Augenzeugenberichten fuhr der Attentäter, der Sprengstoff an seinem Körper befestigt hatte, auf einem Fahrrad in die Menschentraube um den Präsidenten. Die tamilischen Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) dementierten jede Verbindung zu dem Anschlag.

Noch am selben Tag wurde Ministerpräsident Dingiri Banda Wijetunga als amtierender Staatschef vereidigt. Er soll bis zu Neuwahlen, die innerhalb eines Monats durchgeführt werden müssen, das Amt innehaben. Eine zunächst über das ganze Land verhängte Ausgangssperre wurde inzwischen wieder aufgehoben. Nach Angaben aus Armeekreisen wurden 1.000 Soldaten aus dem Nordosten des Landes nach Colombo und die benachbarten Provinzen verlegt, um für Ruhe zu sorgen.

Anhänger der oppositionellen Demokratischen Vereinigten Nationalen Front (DUNF) zogen nach den Berichten über den Tod Premadasas auf die Straßen Colombos und feierten den Anschlag. Die DUNF wirft der Regierung vor, Drahtzieher eines Anschlags gewesen zu sein, bei dem am Freitag vor einer Woche der wichtigste politische Rivale Premadasas, Ex- Sicherheitsminister Lalith Athulatmudali, auf einer Wahlkampfveranstaltung in Colombo erschossen worden war.

Premadasa hatte gegen Athulatmudali vor allem ein Ziel durchzusetzen versucht: den Machterhalt im Kampf gegen die hochkastigen buddhistischen „Establishment“-Familien Colombos und Kandys. Er selbst war ein Niedrigkastiger, der den Armenvierteln Colombos entstammte. Sein Hauptgegner innerhalb der regierenden UNP, der in Oxford und Harvard ausgebildete Athulatmudali, hat ihn dies immer spitzzüngig spüren lassen. Doch dieser scheiterte im August 1991, als er Premadasa seines Amtes entheben lassen wollte. Athulatmudali verließ die UNP und startete eine „Opposition des Establishments“, die DUNF. Doch nach dem Tod der beiden Rivalen schließen Beobachter auch eine Wiedervereinigung der beiden Parteien nicht aus.