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Allenfalls eine Dosis Neonlicht

■ Die Geldnot der Kunsthalle Bremen ist bis ins Depot spürbar: Provisorien an allen Ecken. Ein Durchgang mit Direktor Salzmann

Verwunschene Gänge, Sicherheitstüren, Codes, Alarmanlagen: Etliche Stolpersteine sind zu überwinden, um in die Depots der Kunsthalle Bremen einzudringen. Der Aufwand lohnt. Wo Außenstehende selten landen, ruhen mehr als 1300 Gemälde, über 350 Plastiken, rund 230.000 Handzeichnungen und druckgraphische Blätter: Viermal soviel Kunst, wie MuseumsbesucherInnen in den Sälen des Kunstvereins am Wall zu Gesicht bekommen. Allerdings: Nicht nur kunsthistorische Kostbarkeiten, auch konservatorische Mißstände bleiben hier unten im Dunkeln.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit werde hier manches „unter unzuträglichen Bedingungen“ aufbewahrt und nicht ausreichend gepflegt, wie Kunsthallen-Direktor Dr. Siegfried Salzmann jetzt während eines Spaziergangs durch die unterirdischen Gefilde seines Hauses kritisierte. Schuld seien Geldnot und Personalmangel dieses privaten Museums, das seit der Gründung 1823 durch bremische Bürger von Nachlässen und Schenkungen profitiert.

„Tatort“ Kupferstichkabinett: Salzmann betritt diesen Gebäudetrakt mit dem Kommentar „nicht ausreichend feuerschutzgesichert“. Zwar seien hier vor kurzem die ersten Rauchmelder eingebaut worden. Doch solange Zeichnungen und Graphiken in Pappschubern stünden und lägen, seien sie weiterhin in Gefahr. Pappschachteln und Holzschränke müßten deshalb schnell in Stahlboxen und -schränke wandern.

Genügend Geld für solche Sicherheits-Maßnahmen sei „natürlich nicht da“, der jährliche Zuschuß des Landes Bremen in Höhe von rund 1,9 Millionen DM für das gesamte Haus „lächerlich“, so Salzmann. Und das, obwohl ab und an einzelne Stücke aus den Depots verkauft würden („Das Museum ist kein Buch, aus dem man keine Seite rausreißen darf“).

Szenenwechsel: Gemäldedepot, laut Salzmann „das realtiv beste Depot“ im Hause. Doch auch in diesen - im Vergleich zum heißen Skulpturenkeller - „klimatisch angenehmen“ Räumen (18 bis 22 Grad Celsius mit 55 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit) lägen viele Dinge im Argen. Schließlich bräuchten Bilder ein gewisses Quantum an Tageslicht. In Bremens fensterlosen „Katakomben“ aber ist immer Nacht. Was den Werken - anders als etwa in den modernen Depots von Münchens Neuer Pinakothek - geboten wird, ist allenfalls eine Dosis Neonlicht.

Salzmann schwärmt von den geräumigen Depots andere Museen. Von Frankfurts Städelschem Kunstinstitut und der Staatsgalerie Stuttgart, in denen Kunstwerke an „gefederten und gepolsterten“ Schiebewänden aufgehängt seien und alles per Knopfdruck funktioniere. In den beengten Kellerräumen seines Vereins werden diese Hängewände noch mit der Hand bewegt.

„Do-it-yourself-Lösungen“ überwiegen hier unten. Als der Kunsthistoriker demonstrativ eine Schiebewand aus Holzrahmen und Maschendraht herauszieht, schwanken die befestigten Bilder gefährlich hin und her. Unter schweren Gemälden mit massiven Goldrahmen würde die Stellage vermutlich zusammenbrechen. Großformate bleiben deshalb, an eine Wand gelehnt, auf dem Fußboden stehen. „Vieles bei uns ist Provisorium“, sagt Salzmann, „und trotzdem konservatorisch relativ sicher.“ Die deutsche Fähigkeit, selbst aus einer Konservendose noch etwas zu machen, stoße allerdings auch beim Museum irgendwann an Grenzen.

Unbegrenzt sind hingegen die Pläne des 65jährigen, der nur noch bis Ende dieses Jahres Chef der Kunsthalle ist und in seiner Bremer Museumszeit stets „auf kleiner Flamme kochen mußte“. Für das Jahr 2000 hat der Hannoveraner eine „Bauvision“ entwickelt. Er träumt von einem unteriridischen Kunsthallenflügel mit Blick auf Wallanlagen und Weser. Sabine Komm

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