"Liebe Taz..."
: Meinungsmache

■ Betr.: "Antennen-knicken OK", taz vom 4.5.

Objektivität kann man von einer Zeitung nicht erwarten, kann's ja vielleicht gar nicht geben. Parteilichkeit finde ich auch in der taz in Ordnung. Aber manipulative Meinungs- und Stimmungsmache wie in diesem Artikel ist echt das Letzte. Nicht nur, daß ihr besser als das Gericht wißt, was da passiert ist, nämlich daß eine Antenne angeblich geknickt wurde. Solche Begriffe schon in der Überschrift „Demo-Selbstjustiz“ legt die Assoziation von brutaler Gewalt und blindem Volkszorn gegenüber wehrlosen Opfern nahe.

Das verdreht hier alle Tatsachen, die von zahlreichen Zeugen, u.a. von mir selbst bestätigt werden können. Ich war als Mutter mitgegangen und habe gesehen, wie die Autofahrerin ruckartig und agressiv in die Straße einbog, die in voller Breite mit demonstrierenden Kindern und Eltern ausgefüllt war.

Worum es bei der Demo ging — nämlich die katastrophale Sparpolitik auf dem Rücken unserer Kinder; daß Demos normalerweise immer auf der Straße stattfinden und die Autofahrer solange mal ne Pause einlegen müssen; daß es hauptsächlich Kinder waren, die von Autos nun mal doch leichter umzufahren sind, als Erwachsene; daß sogar das gericht den Vorwurf mit der Antenne als nicht belegbar und darüber hinaus läppisch anerkennen mußte...das alles ist für die taz nicht so wichtig, wie die Interessen dieser Dame, die unbedingt mitten durch den Pulk der Schüler hindurchfahren mußte, um zur hafa zu kommen. Eure Berichterstattung würde der BILD-Zeitung alle Ehre machen.

Hilde Thimme