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Asbest im trauten Heim

■ Vorsicht beim Renovieren alter Böden/ Nur Fachleute ranlassen

Der Verkauf von asbesthaltige Wellpappen und Wandverkleidungen ist seit 1991 verboten - doch an Wohnzimmerwänden und Balkonen hängen sie immer noch. Dasselbe gilt für asbesthaltigen PVC-Böden: seit 1980 verboten, aber noch in manchem Bad und in mancher Küche zu finden.

Bremer Polizei und Verbraucher-Zentrale warnen inständig davor, solche Materialien selbst zu entsorgen. Beim Zersägen, Schleifen und Zerkleinern wirbeln die Asbestfasern auf und dringen in jede Ritze ein — ganze Räume werden so verseucht und für Menschen eigentlich unbewohnbar. Bevor man HandwerkerInnen beauftragt, sollten sie den erforderlichen Sachkundenachweis vorzeigen. Leider, so die Umweltberaterin Frauke La Fleche, sind sich noch immer viele HandwerkerInnen der Gefahr nicht bewußt und arbeiten bei der Entsorgung ohne Schutzanzüge.

Entsorgungsfirmen findet man im Branchenbuch zum Beispiel unter dem Stichwort Asbest. Oft ist es preisgünstiger, die alten Böden liegenzulassen und eine Fliesenschicht darüberzulegen, so die Umweltberaterin. Hat man schon Platten herausgerissen, kann man sie in der Blocklanddeponie abgeben — allerdings nur in durchsichtigen, reißfesten Plastiksäcken verpackt.

Für die Entsorgung asbesthaltiger Nachtspeicheröfen gibt es zur Zeit nur wenige Firmen im Bremer Raum. Außerdem sind die Kosten teilweise so hoch, daß bei den VerbraucherInnen der Wille zur ökologisch vertretbaren Beseitigung in pure Ratlosigkeit umschlägt. Die Verbraucher-Zentrale rechnet jedoch damit, daß noch in diesem Jahr weitere Firmen den nötigen Sachkundigkeitsnachweis erbringen und daß preisgünstigere Entsorgungstechniken entwickelt werden.

Am Wegesrand sollte man asbesthaltige Abfälle auf keinen Fall ablagern — das Bußgeld beträgt zwischen 2.000 und 4.000 Mark. Die Bremer Polizei hat erst jüngst in zwei Fällen ermittelt: Private Umweltfrevler hatten Asbestzementwellplatten (“Toschiplatten“) zusammen mit Bauschutt wild deponiert.

In Bremen sterben jährlich annähernd 100 Menschen an Lungenkrebs, der durch Asbestfasern ausgelöst wurde. Die Dunkelziffer soll jedoch um das 10 bis 100fache darüber liegen.

Nähere Informationen erteilt die Bremer Verbraucher-Zentrale montags, dienstags und donnerstags zwischen 15 und 18 Uhr unter 0421-13380. cis

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