Mehr Polizei oder besser arbeiten?

■ 500 PolizistInnen mehr? Gutachter: Polizei hat falsch gerechnet

Wieviel PolizistInnen braucht das Land? Das ist auch nach dem Gutachten von Professor Pfeiffer unklar. Im Winter hatte das Innenressort 847 neue Stellen gefordert. Die Senatskommission für das Personalwesen (SKP) widersprach und beauftragte einen Gutachter. Professor Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut in Hannover sollte das methodische Vorgehen der Arbeitsgruppe „Zielzahl“ im Innenressort prüfen. Diese Arbeitsgruppe hatte errechnet, wieviel der 1991 angezeigten Straftaten und registrierten Verkehrsunfälle auf einen Beamten kamen und verglich die Belastung der Bremer Polizei mit der in anderen Großstädten.

Nun hat Pfeiffer seine Prüfung dieser Berechnung abgeschlossen. Er stellt Berechnungsfehler, Widersprüche und Fehlinterpretationen von Daten fest. Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Jahres 1991 sei ungeeignet, weil mit erheblichen Fehlern belastet. Außerdem könne man die Statistiken unterschiedlicher Städte nur schwer miteinander vergleichen:Zum Beispiel seien im Süden Deutschlands die Menschen weniger bereit, Straftaten anzuzeigen als im Norden.

Um den tatsächlichen Mangel an Polizeikräften zu ermitteln, schlägt Professor Pfeiffer nun eine Reformkommission vor, die nicht nur ein Jahr, sondern drei Jahre der Polizeistatistik auswerten soll. Außerdem soll sie klären, wie man die Effizienz der Bremer Polizei verbessern könne. Schließlich zähle Bremen zu den westdeutschen Städten mit der niedrigsten Aufklärungsrate.

„Das ist doch ein ziemlicher Verriß“, findet Friedrich-Wilhelm Dopatka, Staatsrat bei der Senatskommission für das Personalwesen. Auch er hält eine Reform bei der Polizei für dringend notwendig, andere Bundesländer seien da weiter.Sein Kontrahent beim Innensenator, Helmut Kauther, meint hingegen, Dopatka habe die „falsche Brille“ auf. Schließlich habe Pfeiffer nicht die Berechnungsmethode kritisiert, sondern nur ein paar Zahlen. Bremen hätte trotzdem bestimmt 500 BeamtInnen zu wenig im Vergleich zu Großstädten wie Hannover oder Hamburg. Und was den Bremer Reformrückstand beträfe: Nein, Niedersachsen liege hintendran; da seien Schutz- und Kriminalpolizei zum Beispiel noch völlig getrennte Behörden. Und was bedeute schon das Nord-Süd-Gefälle: Je mehr die Nordländer anzeigen, umso mehr Arbeitsanfall für die BeamtInnen. cis