Neonazis greifen Jugendzentrum an

■ Rechte Anschläge häufen sich wieder: Sturm auf JuZe in Aurich, Gräber von Antifaschisten in Schwerin geschändet / Punks prügeln sich in Magdeburg ein Jahr nach dem "Elbterrassen"-Überfall

Frankfurt (AP) – Rechtsextremistische Gewaltaktionen haben am Wochenende die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern und in Aurich in Atem gehalten. In der ostfriesischen Stadt kam es bei dem versuchten Angriff von rund 100 Neonazis auf ein Jugendzentrum zu schweren Ausschreitungen. In Schwerin schändeten Unbekannte die Gräber von antifaschistischen Widerstandskämpfern.

Nach Angaben der Polizei in Aurich versuchten die Neonazis am späten Samstag abend eine auch von Ausländern besuchte Kulturveranstaltung in dem als „Antifa“-Treffpunkt bekannten Jugendzentrum zu stürmen. Die Angreifer, die Parolen wie „Ausländer raus“, „Deutschland den Deutschen“ und „Tod der Antifa“ skandierten, waren mit Totschlägern, gefüllten Plastikbeuteln und Gaspistolen bewaffnet. Alarmierte Polizeikräfte konnten nicht verhindern, daß sich die Rechtsextremisten und die Veranstaltungsteilnehmer mit Steinen und Flaschen bewarfen sowie mit Leuchtspurmunition beschossen.

Bei den 20minütigen Auseinandersetzungen wurden ein Besucher des Jugendzentrums und ein Beamter verletzt. Anschließend zogen die Neonazis durch die Auricher Innenstadt. Eine Person sei festgenommen, die Personalien aller Angreifer überprüft und umfangreiches neonazistisches Propagandamaterial sichergestellt worden.

Auf dem Ehrenfriedhof in Schwerin stürzten unbekannte Täter nach Polizeiangaben am Platz der Opfer des Faschismus insgesamt 81 Grabsteine um und richteten weitere Verwüstungen an. Es habe sich ausschließlich um Gräber deutscher Antifaschisten gehandelt.

Vermutlich auf einen Einzeltäter ist nach Einschätzung der Polizei ein Brandanschlag in Remlin in Mecklenburg-Vorpommern zurückzuführen. Der Unbekannte hatte eine Brandflasche auf das Flüchtlingsheim geworfen, die ein Fenster durchschlug, aber nicht zündete.

Zu schweren Auseinandersetzungen kam es am Samstag in Magdeburg nach einer Demonstration zum Gedenken an den 23jährigen Torsten Lamprecht, der 1992 an den Folgen eines Überfalls von Skinheads gestorben war. 50 Punks schlugen nach Darstellung der Polizei aufeinander ein. Bei Schlichtungsversuchen seien drei Beamte verletzt worden. Anschließend habe ein Pulk von Punks einen der rechten Szene zugeordneten Mann verfolgt und dabei erheblichen Sachschaden angerichtet. Der Mann habe sich in die Bahnhofstoilette retten können, hieß es. 43 Personen seien vorübergehend festgenommen worden.