Leonce, halte mir (k)einen Monolog!

■ Georg Büchners „Leonce und Lena“ trübte am Oldenburgischen Staatstheater

Mit seiner letzten Arbeit als Oberspielleiter am Oldenburgischen Staatstheater hat Helm Bindseil sich einen langgehegten Wunsch erfüllt: Er inszenierte Georg Büchners „Leonce und Lena“.

„Leonce, halte mir einen Monolog!“ — Ein Raunen geht durch die Reihen der ZuschauerInnen: Um Gottes Willen, nicht noch einen! Seit einer Stunde auf der Bühne nichts als endloses Gerede, dessen tieferer Sinn offenbar irgendwann während der Proben verloren ging.

Bei Büchner hatten die Worte noch einen Sinn

Bei Büchner jedenfalls hatten die Worte noch Sinn. Wirkt die vordergründige Story von Leonce und Lena auch banal — Prinz flieht vor Hochzeit mit unbekannter Prinzessin und verliebt sich am Ende doch in sie — in Wirklichkeit geht es Büchner um mehr. Um die engen Grenzen menschlichen Seins (“Ich möchte es einmal schaffen, mir selbst auf den Kopf zu sehen“, sagt Leonce); um Systemkritik (“Das Wort eines Königs ist — überhaupt kein Wort“) und um jede Menge Sprachwitz. Beinah jeder Satz ist ein tiefgründiger Gag.

Regisseur Helm Bindseil hat kaum Text gestrichen, dann aber den Worten doch nicht vertraut. Er läßt seiner SchauspielerInnen schnell alles hersagen und möglichst noch mit platten Aktionen füllen. Büchners Witz bleibt dabei auf der Strecke.

Nun hat Helm Bindseil für seine Inszenierung bewußt auf Büchners Untertitel: „Ein Lustspiel“ verzichtet. Es ist aber kein anderer Schwerpunkt an die Stelle des Witzes getreten, weder das existentielle noch die Melancholie. Einzig Dieter Bähre, als senilem König Peter, gelingt immerhin die Karikatur. Und bei aller Überzeichnung seiner Figur, die „schnellstens abdanken und endlich richtig denken“ will, kann er ihr doch liebenswerte menschliche Züge zeichnen.

Regisseur Helm Bindseil, der doch zuhauf Boulevard-Komödien und Musicals mit viel Erfolg inszeniert hatte, er hat es sich zuleicht und seinen SchauspielerInnen zu schwer gemacht. Diese nämlich mußten ganze Szenen durchstehen, ohne einen einzigen Lacher zu ernten. Und auch der Schlußapplaus hielt sich für eine Premiere im ausverkauften Großen Haus deutlich in Grenzen.

Ella Fabian

Nächste Vorstellungen: 12./14./25./und 29. 5. jeweils 19.30 Uhr