Die Fronten klären

■ "Dau wat": Protest-Streiks jetzt auch in der westdeutschen Metallindustrie

jetzt auch in der westdeutschen Metallindustrie

Die Streikwelle in der ostdeutschen Metallindustrie schwappt auf den Westen über: In Hamburg beteiligten sich gestern über 10 000 MetallerInnen an Proteststreiks, um mit den ostdeutschen Kollegen Solidarität zu üben und den Tarifvertragsbruch durch die Unternehmerverbände abzuwehren.

Zu einem ungewöhnlichen Treffen kam es am Vormittag bei dem Motorsägenhersteller „Dolmar“ in Jenfeld: Als dort 80 MetallerInnen zum Werkstor zogen, fuhren plötzlich mehrere Wagen der Müllabfuhr vor. Die Malocher der Stadtreinigung, die im öffentlichen Dienst zur „Speerspitze des Proletariats“ zählen, wenn es um die Durchsetzung von Tarifverträgen geht, hatten sich spontan der Aktion angeschlossen. Nach Auffassung von Müllabfuhr-Belegschaftssprecher Peter Dunker kann nur eine härtere Gangart die Unternehmer zur Einhaltung der Tarifverträge bewegen: „Der DGB muß im Zuge des Generalstreiks die Fronten klären.“

Mit einem „Hausverbot“ für eine Metaller-Delegation aus Vorpommern reagierte die Werft Blohm + Voss auf die Arbeitsniederlegung von 1700 Mitarbeitern. Die Werftarbeiter wollten eigentlich die Kollegen ihres ostdeutschen Patenschaftsbetriebs, der „Vorpommerschen Eisenwerke“, empfangen. Die IG Metall schipperte daraufhin die Ost-Malocher mit einer Barkasse zur Werft. Die Eisenwerke hatten einst 1150 Beschäftigte, jetzt zählt die Belegschaft noch ganze 350 Mitarbeiter. Betriebsrat Hans Quarde appellierte an die Hamburger Metaller, den Druck weiter zu verstärken. Quarde machte gleichzeitig darauf aufmerksam, daß die Ost-Löhne bei westlichem Preisniveau um 50 Prozent unter Gehältern in Hamburg liegen. 26 Prozent Lohnerhöhung bedeute 2,50 Mark auf einen Facharbeiterecklohn von 10,13 Mark.

Der Streik im Osten ist nunmehr in der zweiten Woche. Da die Metaller nur 250 Mark Streikgeld pro Woche erhalten, könnten bei vielen Kollegen, die Mieten um 600 Mark zahlen müssen, schnell die finanziellen Reserven aufgebraucht sein und damit der Streik zusammenbrechen. Der DGB ruft daher unter dem Motto „Dau wat“ zur Spendensammlung auf. DGB-Sprecher Klaus Geißelbrecht: „Sie brauchen Hilfe, wir brauchen Erfolg. Was wir heute dort nicht verhindern, werden die Arbeitgeber morgen auch mit uns versuchen.“ Kai von Appen

„Dau Wat“: BFG-Rostock, Konto: 13 30 63 54 00