Mieter wehren sich gegen Scientologen

■ Mit aggressiven Methoden betreibt die Sekte Eigentumsumwandlungen / Mieterverein und Scientologen-Beauftragte warnen

/ Mieterverein und Scientologen-Beauftragte warnen

Profitiert die Scientology-Sekte von der Umwandlungswelle? Diese Frage stellte sich am Donnerstagabend auf einer Mieterversammlung in Barmbek. Mieter aus dem Hellbroichstieg berichteten über ihre Erfahrungen mit fragwürdigen Umwandlungsmethoden. Die alten Arbeiterhäuser mit insgesamt 80 Wohnungen werden von der Firma CKS verwaltet, die dem Sektenmitglied Götz Brase gehört.

„Wir werden zum Auszug gedrängt, ständig angerufen“, erzählt Astrid Schaefer. „Im Moment werden viele Leute durch das Haus geführt.“ Der Mieterin wurden 50 Mark geboten, wenn sie eine Besichtigung ihrer Wohnung zulasse. Eine andere Frau erzählt, ihr Ex- Freund, der noch mit im Mietvertrag steht, sei zur Kündigung aufgefordert worden. „Wie sie den gefunden haben, verstehe ich nicht.“

Hamburgs Scientologen-Beauftragte Ursula Caberta erklärt sich die Drangsalierung der Mietern mit dem Kauf der 80 Wohnungen durch die Firma TBS, die den Scientologen nahestehen soll. Die Sekte, so Caberta, spekuliere auf das schnelle Geld. „Jeder einzelne für sich ist da verloren.“ Sie rief dazu auf, ihr alle Vorkommnisse zu melden. „Vielleicht ist eine Anzeige wegen Nötigung möglich.“

Wieviele Wohnungen in Hamburg Scientology gehören, weiß niemand. Bekannt ist aber inzwischen eine Frau Schnell von CKS, die versucht, Wohnungen mieterfrei zu bekommen. „Ihre neueste Masche“, sagte Wilfried Lehmpfuhl vom Mieterverein zu Hamburg, „sie bricht in Tränen aus, wenn sie sich nicht durchsetzen kann.“ Er betonte: Wenn Abgeschlossenheitserklärungen für ein Haus beantragt sind, müssen die Mieter trotzdem niemanden ohne weiteres in die Wohnung lassen, auch keinen Vertreter vom Bauamt. Lehmpfuhl empfiehlt, sofort einen Mietspezialisten um Rat zu fragen.

Im Hellbroichstieg organisiert sich jetzt eine starke Mieterinitiative. Die Mieter dort wollen sich auch nicht aus ihren Wohnungen rauskaufen lassen. Derzeit angeboten: 500 Mark pro Quadratmeter, wenn die Wohnung innerhalb eines Jahres aufgegeben wird. „Meine

1Wohnung soll dann für 90 000 verkauft werden“, sagt Astrid Schaefer. Sie bewohnt 49 Quadratmeter in einem Haus von 1956. Torsten Schubert