Pastorin informierte SED über Kirchen

■ Aussage zu möglicher Mitgliedschaft in der Westberliner SEW verweigert

Berlin. Die Westberliner reformierte Pastorin Horsta Krum hat ohne Wissen ihrer Kirchenleitung Kontakte zu DDR-Behörden gehabt. Das geht aus einer gestern in Berlin bekanntgewordenen Aktennotiz der SED vom Februar 1988 hervor. Wie es in dem Dokument heißt, habe sie als Leiterin der reformierten Gemeinden und Mitglied der Berlin-brandenburgischen Kirchenleitung die SED auf eigenen Wunsch über die Vorbereitung des Evangelischen Kirchentages im Juni 1989 in Westberlin informiert.

Wie Horsta Krum auf Anfrage bestätigte, habe sie dieses Gespräch mit der SED geführt, ohne Rücksprache mit der Kirchenleitung gehalten zu haben. Sie habe jedoch die im Protokoll wiedergegebenen Darlegungen weder vorgegeben noch formuliert. Niemals habe sie jemanden verraten, betonte sie. Die Theologin wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob sie Mitglied der SED-nahen Partei SEW gewesen sei.

Mit Betroffenheit reagierten die beiden reformierten Moderamen der Berlin-brandenburgischen Kirche auf die bekanntgewordenen SED-Kontakte der Pastorin. Sie stellten für die reformierten Gemeinden eine große Belastung dar, hieß es. Das Dokument lasse Zweifel aufkommen, daß Frau Krum ihren pastoralen Dienst, das reformierte Moderatorenamt und die Mitgliedschaft in der Kirchenleitung loyal wahrgenommen habe. Auch gegenüber der Gemeindeleitung habe die Theologin die Frage nach einer SEW-Mitgliedschaft nicht beantwortet. epd