Dringend gesucht: mehr Pflegekräfte

■ CDU mahnt Pflegenotstand in Krankenhäusern an / Behörde: Vor allem der Nachwuchs fehlt

an / Behörde: Vor allem der Nachwuchs fehlt

Das Problem ist aus den Schlagzeilen, aber dadurch nicht weniger existent. „Wir wären dumm, wenn wir behaupten würden, es gebe keine Probleme“, räumt auch Hans-Joachim Breetz, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde ein. Pflegenotstand in den Krankenhäusern der Hansestadt, den machte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sieghard-Carsten Kampf gestern erneut zum Thema. Und nach seiner Analyse ist die Lage dort nach wie vor „dramatisch“.

Eine Einschätzung, die weder die Gesundheitsbehörde, noch die Sprecherin des UKE, noch die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in dieser Schärfe teilen wollen - doch eine echte Entwarnung können auch sie nicht melden. Der Mangel an Pflegekräften, vor allem an qualifiziertem Personal für die Intensivmedizin, sei weiterhin besorgniserregend und führe wiederholt zur Sperrung wichtiger Betten. In einzelnen Krankenhäusern, so rechnete Kampf gestern vor, liege die Zahl der unbesetzten Stellen bei bis zu 11,5 Prozent, auch werde die Statistik häufig durch vorübergehend eingestellte Zeitarbeitnehmer geschönt. Außerdem liege der Anteil an nicht-examinierten Pflegekräften in allen Häusern bei über 10 Prozent.

„Der Landesbetrieb hat in den vergangenen Jahren viel unternommen und auch einiges erreicht“, hält Hans-Joachim Breetz dagegen. So seien dort alleine im vergangenen Jahr 300 zusätzliche Stellen besetzt worden. So sei in den vergangenen Jahren ein wenig Entspannung eingetreten. Dennoch steht das Gesundheitswesen laut Breetz vor einem strukturellen Problem, dessen Lösung noch nicht in Sicht ist. Immer mehr alte und pflegebedürftige Menschen kommen in die Krankenhäuser, doch von der redu-

1zierten Anzahl junger Menschen (Pillenknick) streben wiederum immer weniger einen Job in der Krankenpflege an. So sind derzeit an einigen Krankenpflegeschulen bis zu einem Viertel der Plätze unbesetzt, wie auch der CDU-Politiker Kampf vorrechnete. Eine Abbrecherquote von rund zehn Prozent gestaltet die Nachwuchsversorgung zudem

1nicht eben leichter.

Einmütigkeit herscht jedoch von CDU über UKE bis zur Behörde, wenn es um die Notwendigkeit weiterer Anreize geht. Höhere Löhne, bessere Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, aber auch billigere Wohnungen und mehr Betriebskindergartenplätze stehen unisono auf ihrem Forderungskata-

1log. Den CDU-Vorwurf, der Senat betreibe keine vorausschauende Personalplanung, weist Hans-Joachim Breetz aber zurück. Für ihn muß sich endlich auch etwas in den Kliniken ändern: Ein Abbau der Chefarzt-Hierarchie und mehr Verantwortung für Pflegekräfte könnten den Beruf auch attraktiver machen. Sannah Koch