Beste Bananensprünge

■ Der Tänzer Mikhail Baryschnikov gastierte Freitag im CCH

gastierte Freitag im CCH

In der Pause war die Meinung des Publikums noch gespalten. Mikhail Baryshnikov und sein White Oak Dance Projekt hatte am Freitagabend im nicht ganz ausverkauften CCH viele begeistert, doch andere zeigten sich über die „Bananensprünge“ des gerade wegen seiner

1Sprungkraft zu Weltruhm gelangten Tänzers enttäuscht.

Was da über die Bühne ging, war kein todernstes Ballett. Gleich zu Beginn gab Barishnikov selbst die Stimmung an: Er tanzte zu Klavierstücken von George Gershwin, und Mark Morris witzig ausgelassene Choreographie machte ihm sichtlich Spaß. Um so größer war zunächst die Verwirrung des Publikums, das nicht recht wußte, ob es lachen durfte. Erst als Mikhail Baryshnikov nach der Pause in einer Choreographie von Twyla Tharp nach ausgewählten Sätzen von Giovanni Battista Pergolesi kurz seine Bauchmuskeln spielen ließ, brach ein befreiendes Gelächter aus.

Mikhail Baryshnikov hat sich nach einer großen Karriere im klassischen Ballett nun, mit 45 Jahren, dem Modern Dance zugewandt. Gemeinsam mit Mark Morris gründete er 1990 das White Oak Dance Projekt, eine Gruppe erfahrener Tänzer, die begeistert die Gelegenheit wahrnehmen, zeitgenössische Werke einzustudieren.

So glänzte die Gruppe im CCH neben den Solonummern von Baryshnikov mit zwei längeren Choreographien von Hanya Holm und Mark Morris. Dabei wirkten besonders die Szenen von Hanya Holm nach der Musik von Maurice Ravel durchdacht und in sich geschlossen. Die Tänzer entwickelten einen ungeheuer spannungsgeladenen Ausdruck, der die Zuschauer in seinen Bann zog. Dagegen wirkte die Choreographie von Mark Morris teilweise zerrissen und bekam erst im letzten Abschnitt mehr Farbe.

Der euphorische Jubel des Publikums wirkt eher ungewöhnlich für eine Kunst, die, wie Modern Dance, der Masse der Zuschauer weitgehend nur schwer zugänglich ist. Um so mehr spiegelte sich darin die ungewöhnliche Qualität des White Oak Dance Projekts. Die meisten Zuschauer verließen das CCH mit einem entspannten und sogar fröhlichen Gesicht. Torsten Schubert