Zwangsabtreibung

■ betr.: Offener Brief einer Schwangeren an Innensenator Prof. Dr. Heckelmann

betr.: Offener Brief einer Schwangeren an Innensenator Prof. Dr. Heckelmann

Wie ich aus der tageszeitung vom 10./11.5.93 erfahren habe, macht Ihre Abschiebewut inzwischen nicht mal mehr vor Schwangeren halt.

Obwohl ich mir sicher bin, daß Sie sich der Unverantwortlichkeit Ihres Handelns sehr wohl bewußt sind, erlaube ich mir als selbst Schwangere, Sie auf die Folgen der Aufhebung des Abschiebestopps für die betroffenen Frauen aufmerksam zu machen.

Schon im Stadium der Frühschwangerschaft führt psychischer Streß, den eine Abschiebung natürlich in existentieller Weise hervorruft, oft zu Fehlgeburten.

Auch die rein körperliche Überanstrengung, die mit Reise (ÄrztInnen raten ihren Patientinnen z. B., während der Schwangerschaft nicht zu fliegen) und Überlebenskampf verbunden sind, gefährden das Leben des Fötus in hochgradigem Maße.

Schwangeren Frauen im wörtlichsten Sinne den Boden unter den Füßen wegzureißen, kommt daher einer potentiellen Zwangsabtreibung gleich.

Allein diese Tatsache müßte schon ausreichen, die Aufhebung des Abschiebestopps sofort rückgängig zu machen.

Pervers wird die ganze Angelegenheit dadurch, daß Sie als Vertreter einer Partei handeln, die sehr viel Energie darauf verwendet, jeden von Frauen gewollten Schwangerschaftsabbruch zu verhindern. Eine Partei, die sich selbst zum „Lebensschützer“ Ungeborener aufspielt, kann nicht gleichzeitig bei anderen Frauen Schwangerschaften extrem gefährden.

Sollten Sie nicht ganz aus der Reihe der humanen Lebewesen ausgetreten sein, machen Sie die Aufhebung des Abschiebestopps für schwangere Frauen sofort wieder rückgängig. Einen Ermessensspielraum dafür gibt es immer! Kathrin Köller, Berlin