Bald schneller Studieren in NRW

■ Verabschiedung des Hochschulgesetzes verschoben

Bonn (taz) – Schwarz-Grün- Gelb verschob gestern in Nordrhein-Westfalen den hochschulpolitischen Durchmarsch. Christdemokraten, Liberale und Grüne erreichten die Neuverhandlung des neuen Hochschulgesetzes in NRW. Dessen Besonderheit soll sein, daß die Studierenden im bevölkerungsreichsten Bundesland künftig nur noch maximal neun Semester studieren – egal welches Fach.

Nur für einen Auslandsaufenthalt soll es eine Semester Zuschlag geben.

Die Opposition ärgerte, daß die Sozialdemokraten die Studienzeit gesetzlich deckeln wollten, ohne sich weiter um die desolaten Studienbedingungen zu kümmern. Wissenschaftsministerin Anke Brunn mußte sich von der Opposition verspotten lassen, sie springe wie ein Tiger und lande wie ein Bettvorleger. Brunn hatte zu dem Uni- Gesetz vollmundig erklärt: „Wir machen jetzt Ernst mit der Studienreform.“ Jetzt muß sie damit noch vier Wochen warten.

Eine Studiendauer per Gesetz festzulegen ist in der Bundesrepublik einmalig. Frau Brunn möchte damit, wie sie erklärte, einen neuen Einstieg in die Studienreform schaffen. Als Instrument dazu soll eine neue Rechtsverordnung dienen, die unter anderem die Fachbereiche der Universitäten zwingt, wöchentliche Lehrstunden und Prüfungen zu begrenzen. Ein durchschnittlich begabter Student solle so das Studium flott und erfolgreich abschließen können. Sanktionen wie Zwangsexmatrikulation oder Studiengebühren zu planen wies Anke Brunn von sich. Die miserablen Studienbedingungen kommen im nordrhein-westfälischen Uni-Gesetz nicht vor. Sie sollen mit Finanzhilfen des Bundes verbessert werden.

Gegen das neue Gesetz gab es von Anfang an heftige Proteste. Die Hochschulrektoren kündigten wegen der Eingriffe in die Hochschulautonomie zuletzt sogar ihre Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium auf.

Die Studierenden in NRW sollen mit einer sogenannten „Freischußregelung“ ermuntert werden, die gesetzliche Regelstudienzeit auch wirklich einzuhalten. Wer innerhalb dieser Zeit einmal am Examen scheitert, gilt als nicht durchgefallen. Zudem will das bevölkerungsstärkste Bundesland die Hochschulen für Bewerber ohne Abitur, etwa Industrie- und Handwerksmeister, öffnen. Christian Füller