Einsam statt gemeinsam?

■ Bürgerhaus-Delegierte warten "Culturplan-Gutachen" ab / Löst Verband sich auf?

Einsam statt gemeinsam?

Bürgerhaus-Delegierte warten „Culturplan-Gutachten“ ab / Löst Verband sich auf?

„Wir machen uns bereit, denn dies ist ein politischer Machtkampf!“ Bremens Bürgerhäuser sind nicht bereit, im Streit mit Kultursenatorin Helga Trüpel über den gekürzten Bürgerhaus-Etat (taz berichtete) klein beizugeben. Sie sehen sich außerstande, die von der Senatorin bewilligten fünf Millionen Mark sinnvoll auf die acht Bremer Häuser zu verteilen. Mit einer klaren Mehrheit beschloß der Verband Bremer Bürgerhäuser (VBB) bei einer außerordentlichen Delegiertenversammlung in der Vahr, auf seiner 5,3-Millionen- Forderung zu beharren.

Damit ist aber nun keineswegs klar, wie es mit den Bürgerhäusern weitergehen wird. Unsicherheit und Unstimmigkeit beherrschte die Versammlung vergangene Woche. Einige Versprechungen von seiten der SPD waren durchgesickert, wonach über Nachbewilligungen die fehlenden 300.000 aufgestockt werden könnten, oder daß über einzelne Projektgelder die Finanzlöcher geschlossen werden könnten. „Das sind aber nur Good-will-Erklärungen, wo soll denn dieses Geld noch herkommen“, warnte VBB-Geschäftsführer Gerhard Tersteegen. Einigen Häusern wie Vahr und Vegesack sind bereits gestellte Projektanträge schon abgelehnt worden.

Unklar blieb, was passieren wird, wenn die Bürgerhäuser mit den geforderten 5,3 Millionen Zuschuß Geschäfte machen, was bedeuten würde, daß sie Schulden erwirtschaften. Wolfgang Lindemeyer von der Kulturbehörde wies alle auf die strafrechtliche Haftung des Verbandes hin, der belangt werden könne, falls er der bewilligten Zuschußhöhe „wissentlich zuwiderhandle“. Frei werdende Stellen dürfen beispielsweise nicht mehr neu besetzt werden.

„Auch davon lassen wir uns nicht bange machen!“ riefen die meisten im Saal. Wie aber kann vernünftig weitergearbeitet werden? Immer noch steht der Vorwurf im Raum, der den Bürgerhäusern übergeordnete VBB sei schlecht strukturiert und handlungsunfähig. Eine betriebswirtschaftliche Beratungsfirma aus Krefeld, „Culturplan“, hat von VBB und Kulturbehörde den Auftrag erhalten, eine Schwachstellenanalyse im Verband zu erarbeiten und bis Herbst ein Gutachten vorzulegen. Dies wird über die künftige Bürgerhäuser-Organisation entscheiden. Die Delegiertenversammlung hat dazu einen Vorschlag des Vegesacker Gustav- Heinemann-Bürgerhauses mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen: Falls „Culturplan“ fordert, daß neu strukturiert werden muß, wird der VBB die Bürgerhäuser an ihre jeweiligen Trägervereine zurückgeben und sich auflösen. Dann müßten die Bürgerhäuser in Zukunft eigenwirtschaftlich arbeiten. Sie könnten möglicherweise ihre eigenen Interessen besser durchsetzen, verlören aber andererseits an gemeinsamer Kampfkraft. Noch ist nichts entschieden, die Unsicherheit im laufenden Geschäftsjahr bleibt, und: wenn im September das „Culturplan“-Gutachten diskutiert wird, laufen schon die Haushaltsberatungen für 1994. Silvia Plahl