Hinter-den-Kulissen-Bücher Von Andrea Böhm

As you may have known, ladies and gentlemen, empfinden Amerikaner eine gewisse Affinität zur englischen Königsfamilie. Trotz tea party in Boston, Unabhängigkeitskrieg und betont republikanischem Auftreten haben Amerikaner nie ihr Interesse an den Ereignissen zu Hofe im fernen London aufgegeben – zumal die Versuche, die eigenen Präsidenten samt Gattinnen ein wenig zu monarchisieren, immer wieder scheitern. Allerdings fehlt den Nachfahren ehemaliger Untertanen sowohl jener geifernde Voyeurismus, mit dem sich die britische Presse mittlerweile auf das Privatleben der Könisgfamilie stürzt. Der Amerikaner und die Amerikanerin als solche betrachten die Ereignisse eher mit einer Mischung aus Neugier und Mitleid für die blaublütigen Protagonisten – manchmal auch mit einer gewissen Erleichterung darüber, daß die Institution der Königsfamilie bei der Gründung der USA keine Berücksichtigung fand.

Für einen Absatzmarkt reicht das allemal – das haben auch Großbritanniens größte Adelsschnüffler James Whitaker und Nigel Dempster erkannt, weshalb sie letzte Woche auf einer Promotion-Tour durch die ehemalige Kolonie auf sämtlichen US-Fernsehkanälen und in (fast) allen nennenswerten Zeitungen Werbung für ihre Bücher über den Zustand der Ehe zwischen Charles und Diana machten. Das schafft Probleme und unerwünschte Konkurrenz für inländische Autoren, die ihrerseits mit Insider-Büchern auf den Markt gekommen sind. Da wäre zum einen George Shultz, Ex-Außenminister, der nun in seinem Wälzer „Turmoil And Triumph: My Years As Secretary Of State“ ein eher unvorteilhaftes Bild der Reagan-Administration als einen Haufen zerstrittener, ideologisch bornierter alter Männer zeichnet, die zum Teil ein eher gespaltenes Verhältnis zur Realität und zur Wahrheit haben, was niemanden überrascht und leider auch niemanden mehr interessiert. Überrascht zeigten sich nach der Lektüre nur ein paar Rezensenten darüber, daß die USA mit dieser Mannschaft in der Lage waren, den Kalten Krieg zu gewinnen. Durch eine gute Werbestrategie, lautet die Antwort, die man im jüngsten Schinken „At The Highest Levels“ des Historikers Michael Beschloss und des Journalisten Strobe Talbott nachlesen kann. Demnach kam George Bush anläßlich des Staatsbesuchs von Michail Gorbatschow im Juni 1990 auf die glänzende Idee, seinen Gast im Helikopter auf dem Weg nach Camp David über Vorortvillen und Swimmingpools zu fliegen und so dem staunenden Besucher zu demonstrieren, welche Annehmlichkeiten der Kapitalismus für den „durchschnittlichen“ Amerikaner bereithält.

Nun fragt man sich, wie wohl das erste „Hinter-den-Kulissen“-Buch über die Clintons ausfallen wird. Bislang läßt sich nur feststellen, daß die neue Mann- und Frauschaft um Billary sich mit fast bewundernswerter Zielstrebigkeit auf jedes auffindbare Fettnäpfchen stürzt. Aber das reicht als Stoff nur für die Karikaturisten, nicht für ein Klatschbuch. Potentielle Autoren gäbe es durchaus: Angeblich tragen loyale Konservative unter dem Personal des Weißen Hauses Geschichten über das Privatleben der Clintons an die Vormieter weiter. Das wäre ein Renner auf der Bestsellerliste: George und Barbara schreiben das Enthüllungsbuch über die Clinton-Administration.