■ Erste Erfolge der Aktion „Total tote Dose“
: Der Druck gegen die Dose wächst

Berlin/Göttingen (taz) – „Total tote Dose“ auch beim Bier: Als erster Gerstensaft-Produzent kündigte die Ostberliner Bärenquell- Brauerei an, künftig auf die Abfüllung ihrer Produkte in Einwegflaschen und Dosen zu verzichten. Ein Sprecher sagte, das Unternehmen wolle mit diesem „zukunftsweisenden Schritt“ ein umweltpolitisches Zeichen setzen. Man hoffe, daß der Handel dieses Signal aufgreifen und ebenfalls verstärkt auf Mehrweg setzen werde.

Den Bärenquell-Managern sei diese Entscheidung dennoch nicht leichtgefallen, „da wir es nunmehr bewußt in Kauf nehmen müssen, auf Marktanteile in dem hart umkämpften Biermarkt zu verzichten“. An der Lösung der Umweltprobleme komme allerdings niemand mehr vorbei. Nach Angaben der Brauerei wandern allein in Berlin jährlich rund 300 Millionen Getränkedosen auf den Müll. „Da diese Dosen auch noch in Einwegverpackungen, Kartons und ähnlichen Umverpackungen abgepackt sind, entsteht hier ein Müllberg, der vermeidbar wäre.“

Betriebswirtschaftliche Verluste sollen auf keinen Fall zu Lasten der Qualität gehen. Die Marke „Bärenquell Berliner Pilsener Spezial“ war 1991 und 1992 mit dem Biergütezeichen der „Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft“ (CMA) und dem Preis der „Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft“ (DLG) ausgezeichnet worden.

Das in Göttingen ansässige bundesweite Schüler-Aktionsbündnis „Total tote Dose“ hat sich die Ankündigung der Bärenquell-Brauer als Erfolg auf die eigenen Fahnen geheftet. Die Kampagne „Total tote Dose“ habe Wirkung gezeigt. Konkret sei die Umstellung auf Mehrweg Folge einer Demonstration am 6. Mai vergangenen Jahres, bei der das Brandenburger Tor hinter einem Vorhang von rund 30.000 Dosen versteckt wurde. Vor vier Wochen hatten die Geschäfte im Göttinger Stadtteil Holtenser Berg auf den Verkauf von Getränkedosen verzichtet und ihr Viertel zur ersten „dosenfreien Zone“ Deutschlands erklärt.

Die Jugend- und Umweltgruppen wollen aber ihre Hände nicht in den Schoß legen, sondern weiter Druck gegen die Dose machen. So sollen in den kommenden Wochen „überall in Deutschland“ weitere dosenfreien Gebiete deklariert werden, und am 6. November will das Bündnis seinen Forderungen mit einer Großaktion in Bonn Nachdruck verleihen. Dabei sollen 70.000 leere Büchsen über das Straßenpflaster gezogen werden. Reimar Paul