„Verlorener Krieg“ gegen Drogen

Lissabon (dpa) – Pessimistisch über die Möglichkeiten der Bekämpfung des internationalen Drogenhandels hat sich der Generalsekretär der internationalen Polizei-Organisation Interpol, Raimond Kendall, geäußert. In einem am Mittwoch in Lissabon veröffentlichten Interview der Zeitung A Capital sagte der Experte, der Kampf gegen den Drogenhandel sei „ein verlorener Krieg“ angesichts der 80 Milliarden US-Dollar (128 Milliarden Mark), die das internationale Drogengeschäft umfasse. Die Rauschgift-Bosse verfügten über „unerschöpfliche Mittel“; die Polizei gebe sich zwar alle Mühe, könne aber nicht mithalten. Kendall nimmt in der portugiesischen Hauptstadt an einer Konferenz teil, bei der Polizisten aus 30 Ländern vertreten sind. „Es wäre notwendig, 40 Prozent aller Drogen abzufangen, die in ein Land kommen, um von Erfolgen sprechen zu können“, meinte er. Erst bei einem solchen Prozentsatz würde das organisierte Verbrechen keine Gewinne mehr machen. Dieses Ziel sei aber unerreichbar. Normalerweise würden fünf bis zehn Prozent des Rauschgifts sichergestellt, und nur Optimisten sprächen von 25 Prozent. Die mit dem Rauschgifthandel verbundenen Gelder stellten oft mehr als den Staatshaushalt vieler Länder dar. „Das organisierte Verbrechen untergräbt die Gesellschaft und das internationale Finanzsystem“, betonte Kendall.