Welt-Aids-Konferenz setzt auf das Prinzip Hoffnung

■ Ein Kongreß der Superlative beginnt in Berlin

Berlin (taz) – Etwa 15.000 Wissenschaftler und Aktivisten werden zur 9. Internationalen Welt-Aids-Konferenz erwartet, die morgen in Berlin beginnt – einer der größten Wissenschaftskongresse, den die Welt bisher gesehen hat. Gabelstapler fuhren am Freitag zwanzig tonnenschwere Paletten mit den 15.000 Programm-Wälzern ins ICC: acht Pfund pro Exemplar. Die Teilnehmer haben an dem Kongreß schwer zu tragen. Auf sie warten 5.300 wissenschaftliche Präsentationen, 800 Vorträge, 80 Satelliten-Konferenzen.

Im Mittelpunkt des medizinwissenschaftlichen Teils des Kongresses steht die Frage, wie es das Virus schafft, oft viele Jahre in den menschlichen Zellen zu „schlafen“, um dann plötzlich aktiv zu werden? Die Epidemiologen werden vor allem über Asien berichten, wo die HIV- Ausbreitung geradezu explodiert. Bis zum Jahr 2000 werden dort zirka 45 Millionen Menschen mit dem Aids-Virus infiziert sein. Gegenwärtig, so der Präsident des Kongresses, Karl-Otto Habermehl, sind weltweit 14 Millionen Menschen infiziert, davon rund die Hälfte im mittleren und südlichen Afrika.

Erstmals wird auf dem Kongreß ein eigenes Symposium zu Naturheilkunde- Verfahren und alternativen Ansätzen in der Therapie der HIV-Infektion stattfinden. Überhöhten Erwartungen – auf einen durchschlagenden Erfolg in der Therapie oder Impfung – trat Habermehl deutlich entgegen. Den großen Durchbruch werde es auch in Berlin nicht geben, sagte er der taz, aber vielleicht Besserung und Hoffnung, und „damit ist auch schon viel gewonnen“. -man-

Interview und Berichte Seiten 14 und 15

Aids in Europa: Eurotaz Seiten 12 und 13