■ Medizinmänner machen Front gegen mysteriöse Krankheit
: „Es gibt ein Loch im Himmel“

Denver (dpa/AP/taz) – Die Navajo-Indianer schicken nunmehr ihre Medizinmänner gegen eine Krankheit ins Feld, die in ihrer Reservation im Südwesten der USA bisher zwölf Menschenleben gekostet hat. Auf Anweisung des Präsidenten der Navajo-Nation, Peterson Zah, begannen die Heiler mit einer Serie ritueller Reinigungsakte, die von altersher überliefert sind. „Krebs und Aids machen mir klar, daß die westliche Medizin ihre Grenzen hat“, sagt Zah.

Die Schamanen selbst glauben zu wissen, daß die Ursache der Epidemie keine medizinischen, sondern spirituelle und soziologische Gründe hat. Der Mensch tue dem Planeten Erde Gewalt an. „Es gibt ein Loch im Himmel, durch das schlechte Dinge fließen“, bekräftigt Earnest Becenti (62), ein Medizinmann aus Gallup im US- Bundesstaat New Mexico. Nach anfänglicher Ratlosigkeit wollen moderne Mediziner nun als Verursacher der Krankheit, die die Atemwege befällt und grippeähnliche Symptome hervorruft, Bakterien in getrocknetem Mäusekot ausgemacht haben. Allerdings können sie noch immer nicht angeben, um welche Krankheit es sich handelt. Hunderte von Fachleuten sind in die Reservation gekommen, die sich über rund 65.000 Quadratkilometer im Drei-Staaten-Eck von Arizona, New Mexico und Utah hinzieht. Dort leben rund 200.000 Navajos, von denen 60 Prozent nicht älter als 24 Jahre sind. Die indianische Bevölkerung spricht nur hinter vorgehaltener Hand über die Krankheit, die weitere 20 Menschen befallen hat.

Das Unheil hatte im östlichen Teil der Reservation seinen Anfang genommen, sich dann aber in Arizona und New Mexico ausgeweitet. Jetzt wurde bekannt, daß ein Patient in der Stadt Durango im Bundesstaat Colorado unter einer Erkrankung der Atemwege leidet, die der in der Reservation ähnelt. Durango liegt in der Nähe der Staatsgrenze zu New Mexico.