Massaker in Liberia

■ 300 Frauen und Kinder ermordet

Monrovia (dpa) – In einer Orgie der Gewalt sind im Bürgerkriegsland Liberia rund 300 wehrlose Flüchtlinge, überwiegend Frauen und Kinder, massakriert worden. Mehr als 750 Bewohner eines Flüchtlingslagers überlebten den Massenmord, der sich am Wochenende auf einer stillgelegten Gummi-Plantage 50 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Monrovia ereignete, mit zum Teil schweren Verletzungen.

Nach Angaben der Überlebenden waren die etwa 50 Angreifer am Samstag gegen Mitternacht in das Lager gekommen, um etwas zu essen zu bekommen. Dann hätten sie rund 1.000 Lagerbewohnern befohlen, ihre Häuser zu verlassen, und das Feuer auf sie eröffnet. Nach dem Niedermähen ganzer Familien hätten die Angreifer deren Häuser in Brand gesetzt. Zahlreichen Opfern wurden die Kehlen durchgeschnitten oder der Magen aufgeschlitzt.

Die Überlebenden gaben übereinstimmend den Rebellen der Nationalpatriotischen Front (NPFL) unter Charles Taylor die Schuld an dem Massaker. Diese Version wurde auch von den Westafrikanischen Friedenstruppen (ECOMOG) unterstützt, die seit Monaten gegen die NPFL Krieg führen. Taylor wies die Vorwürfe jedoch mit Nachdruck zurück und beschuldigte eine rivalisierende Rebellenorganisation.