Schwule in der Union

■ Gruppe innerhalb CDU/CSU gegründet

Bonn (taz) – Die am Samstag in Köln gegründete „Schwule Gruppe in der Union“ will sich innerhalb von CDU und CSU „sehr deutlich“ für die Interessen von Homosexuellen einsetzen. Die Gruppe werde sich in der Union um „Akzeptanz ohne Anbiederung“ bemühen, kündigte ihr Vorsitzender Holger Doetsch an. Die Gruppe habe bereits die Generalsekretäre von CDU und CSU, Peter Hintze und Erwin Huber, brieflich um Gespräche gebeten.

Zum Gründungstreffen am Samstag hatten sich in Köln 15 Mitglieder von Junger Union und CDU versammelt. Darunter waren auch Vorstandsmitglieder der JU auf Kreis- und Landesebene. Der Gruppenvorsitzende Doetsch war bis vor kurzem Sprecher des JU-Bundesverbandes und ist jetzt Vorstandsmitglied des Thüringer Verbandes der Jung-Christdemokraten. CSU-Mitglieder seien in Köln nicht erschienen, sagte Doetsch. Er erinnerte ironisch an eine Behauptung des heutigen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, in der CSU gebe es keine Schwulen.

Im Vorfeld hatte es vor allem innerhalb der JU Auseinandersetzungen um die „Schwule Gruppe“ gegeben. Die JU entschloß sich jedoch, die Initiative zu tolerieren. Innerhalb der CDU setzten sich einige Bundestagsabgeordnete auch bei Bundeskanzler Helmut Kohl dafür ein, die Gruppe zu akzeptieren.

Der Schwulenverband in Deutschland (SVD) begrüßte gestern „die Ansätze zur Formierung einer schwulen Interessenvertretung innerhalb der Union“. Es sei zu hoffen, daß sich in der CDU die Kräfte durchsetzen, die eine Öffnung gegenüber der homosexuellen Minderheit befürworten. Es werde Zeit, so SVD-Sprecher Volker Beck, „daß auch in Bonn die Homosexualität eines Politikers oder einer Politikerin nicht mehr als Verdacht oder Vorwurf behandelt wird, den es zu entkräften gilt“. Hmt