Neue Anschläge in Soest und Bergisch-Gladbach

■ Erste Hinweise in Hattingen / Türken überfallen CSU-Büro in Aschaffenburg

Berlin (AFP/AP/taz) – Während die Polizei gestern noch gegen die Täter der ausländerfeindlichen Anschläge in Hattingen und Konstanz ermittelte, wurden neue Brandattentate aus Soest und Bergisch-Gladbach gemeldet. Vier junge Türken haben nach eigenen Aussagen aufgrund der Anschläge von Mölln und Solingen einen Brandanschlag auf ein CSU-Büro in Aschaffenburg verübt. Es entstand Sachschaden in Höhe von 1.000 DM. Sie wurden vorläufig festgenommen. Sie häten sich gegen die CSU gewandt, weil diese Partei rechts stehe, sagte einer von ihnen laut Polizei.

Im Fall des Hattinger Brandanschlages, bei dem eine türkische Frau und ihre fünf Kinder gerade noch dem Flammentod entkommen waren, fahndet die Polizei inzwischen nach drei jungen Männern, die zwei Tage vor dem Anschlag das Haus angeblich fotografiert haben. Einer der drei soll Runenzeichen im Nackenhaar einrasiert haben. Von den anderen mutmaßlichen Tätern ist bis auf die Beschreibung „dunkle, kurzgeschnittene Haarfrisuren“ nichts bekannt.

In der Nacht zum Montag gab es in Soest und Bergisch-Gladbach weitere Anschläge, in Soest auf ein von Ausländern bewohntes Haus. Auch hier verhinderten nur glückliche Umstände eine Katastrophe. Das Feuer wurde von einem Hausbewohner frühzeitig entdeckt, und die Polizei konnte die Flammen löschen. Die flüchtigen Täter hatten einen im Hausflur abgestellten Kinderwagen angezündet. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf zwei Männer, die nach Zeugenaussagen unmittelbar nach dem Anschlag in einem Volvo älteren Baujahrs vom Tatort weggefahren sein sollen. Vor einer Wohnungstür im Erdgeschoß fanden die Polizisten einen ausgebrannten Molotowcocktail. In dem Haus leben eine libanesische Familie mit vier Kindern sowie ein Pakistani, ein Syrer und ein Kosovo-Albaner.

Zur selben Zeit brach in einem von türkischen Familien bewohnten Haus in Bergisch-Gladbach ein Feuer aus. Eine Bewohnerin bemerkte eine brennende Kunstfaserdecke, die über ein Schaukelpferd gehängt war. Die Flammen wurden von einem anderen Hausbewohner gelöscht. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Neue Erkenntnisse gibt es im Zusammenhang mit den Anschlägen in Solingen. In der Wohnung des verhafteten 23jährigen Markus G. wurde ein Mitgliedsausweis der rechtsextremen Deutschen Volksunion sichergestellt. Ausgestellt wurde der Ausweis am 22. April 1992. Die Bundesanwaltschaft betonte, es gebe keinen weiteren Anhaltspunkt für einen „organisatorischen rechtsextremistischen Hintergrund“ der vier inhaftierten mutmaßlichen Täter.

Eine Bilanz nach den Morden in Solingen und den Reaktionen darauf zog NRW-Innenminister Herbert Schnoor gestern. Seit dem Anschlag habe es in Nordrhein-Westfalen mehr als 275 Demonstrationen mit etwa 150.000 TeilnehmerInnen gegeben. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden 300 Personen festgenommen und rund 250 Ermittlungsverfahren eingeleitet. js/mk