Lokalkoloratur

■ Willy Schmitt / Maximilian Schell

LOKALKOLORATUR

Back to the roots — der Journalist Willy Schmitt ist wieder da gelandet, wo er herkam: im Imperium des Springer-Verlags. Der frühere stellvertretende Bild-Chef und spätere Chefredakteur der Bild am Sonntag wurde zum Chef der Fernsehprogrammzeitschrift „TV neu“ berufen, die derzeit rund 700 000 Exemplare wöchentlich verkauft. In die Schlagzeilen geraten war der Jounalist durch sein Gastspiel bei der Hamburger Morgenpost, wo er den aus Altersgründen Anfang 1994 ausscheidenden Chef Wolfgang Heckmann beerben sollte. Schmidt aber machte sich in der Griegstraße unbeliebt, die Redaktion warf ihm vor, die Mopo auf Bild-Niveau trimmen zu wollen und drohte mit einer Palastrevolution. Die taz veröffentlichte den Redaktionszwist, Schmitt mußte gehen — ausgestattet mit einer hoher Abfindung.

Um dem Regie-Nachwuchs Nachhilfestunden zu erteilen, kam der Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzent Maximilian Schell, 62, am Montag und Dienstag höchstselbst aus der Schweiz nach Hamburg ins Institut für Musiktheater, Theater und Film. Am Montag saß er spät abends mit seinen Schülerinnen und Schülern im Zeise Kino, um mit ihnen seinen Der Fußgänger wiederzusehen, ein seltsam aktuell wirkendes Sittenbild aus den 70ern über die verdrängte Nazi- Vergangenheit eines Großindustriellen. Schell, der „als sensibler Intellektueller“ (Cinegraph) gilt und nach Meinung Leonard Bernsteins auch bemerkenswert gut Klavier spielen kann, ist immer noch der bemerkenswert gutaussehender (Jeder-)Mann. Sogar mit dieser direktesten Form von Genialität scheint das Multi- Talent sein Leben lang gesegnet. Manchmal ist es eben auch ein Glück, daß der Deubel immer auf einen Haufen scheißt. jk