Schöner totlachen

■ Mimikritschi, Clowns aus Kiew, mal wieder in Bremen und wieder klasse komisch / Bis 17.6. im Packhaus

So viele Clowns auf dieser Welt: Die Freizeitkapitäne im Netzhemd an Bord ihrer Schlachtschiffe auf der Wümme. Die Neuwagenbesitzer bei dreißig Grad im Stau. Die geblümten Matronen, die den Kaffee zur Sahnetorte mit Süßstoff würzen. Die Jogger, Hundeausführer, NacktbaderInnen und vor allem die Workshop-Teilnehmer „Entdecke Dein inneres Kind, Deine innere Sau, Deinen inneren Clown“.

Und wenn die Letztgenannten dann auf die Bühne hoppeln und gutgemeinte Langeweile verbreiten, triumphieren Weißclown und Dummer August in der Zirkusmanege und schreien verzückt „Bei uns lachen die Leute freiwillig“. Django Edwards rollt davon ins Altersheim und aus dem Off hohnlacht Federico Fellini. Dann aber kommt Mimikritschi. MimiiiiiieKrrrietschiiiie! Aus Kiew.

Das Clownsquartett aus der großen Sowjetunion, jetzt all

überall auf der Welt zuhause, wo lacherschütterten Menschen Blinddarmnarben reißen: Welch schöner Tod, der hier zum bunten Abend bittet! Slapstickgeschichten von naiver Bosheit. Zwei auf einer Bank, die jeder gern alleine hätte. Strategien aus der Ursuppe des individuellen Terrors, um sich den Platz zu

erobern. Hüte werden in gezielter Achtlosigkeit zerbeult, Krücken sirren durch die Luft; und wenn zwei sich streiten, siegt irgendwann ein Dritter, dem die nur noch einseitig besetzte Bank wie ein Brett vor den Kopf knallt: Keine Komik ohne Tragik.

Und dann die vier als Kammerquartett. Fahrradreifen, PKW-Reifen, LKW-Reifen stellen die Instrumente dar, ein Räuspern, auf gehts. Auf gehts? Von wegen, immer noch kommt etwas dazwischen, immer noch und immer wieder: Der einen mag das nach der zweiten Wiederholung schon zuviel des Blöden sein, der andere quietscht noch beim siebten Mal. Again and again und immer abgedrehter, bis ins schmerzhafte Lachen hinein schon wieder bewußt wird: „Wie im richtigen Leben“.

Mimikritschi agieren auf der Basis perfekter Akrobatik, charmanter Routine und wohlverstandener Psychologie. Das häufig strapazierte Wort von der clownesken Anarchie ist hier wahrhaftig nicht Synonym für Ungefähres und Zufälliges, sondern beschreibt die Präzision von Lektionen in der absurden Schule des Lebens. Aus Spaß wird Ernst, wie eisgraue Großmütter schon bei den Rangeleien der Enkelchen zu sagen pflegen. Mimikritschi weiß um die Lust der Zerstörung, ohne dabei die Lust zu zerstören. Das Spielchen mit den flitternden Metaphern des Variete geht manchmal daneben, doch niemals ins Leere. Die nötigen Atempausen dazwischen besorgen das Pantomimen-Duo Vladislav und Oksana mit sensiblen bis sentimentalen Szenen unter Einsatz von Tanz und Jonglage. Wo die Grenze zum Kitsch gestreift wird, mag jede für sich entscheiden. Urdrü