Die Kunst der Verwaltung

■ Diskussion über die „Moderation“ der Kultur

„Infotainment“ allerorten: Nach der Tagesschau droht nun auch die Verwaltung derart aufgepeppt zu werden. Die „Moderation“ des überbordenden Kulturangebots der Städte soll künftig die zentrale Aufgabe der entsprechenden Behörden bilden. So sieht es Narciss Goebbel, der heimische Kulturplaner.

Nicht, daß es was zum Diskussionsthema in der Galerie Rabus tat: „Kultursparen zwischen zentralen Schicki-Micki-Tempel und dezentralen Bastelbuden“. Das Thema „Sparen“ sparten sich die Diskutanten freilich. Lieber suchten sie nach neuen Pfaden, die den kulturinteressierten Bremer trockenen Fußes durchs Kulturgestrüpp geleiten könnten. Durch Moderation eben.

Den alten SPD-Anspruch auf Rundumversorgung mit „Kulturangeboten“ in den Stadtteilen hält Goebbel jedenfalls für überholt. „Man kann das nicht mehr nur so einfach streuen“, sagt er. Wohin auch? Die Bremer Streuobstwiese erschien vielen Debattierern allemal zu gut bestellt. Dieser üppige Wuchs aber ruft, nach Ansicht des Kulturplaners, nun nicht gleich nach dem Rasenmäher. Sondern nach kundigen Pfadfindern — den Beamten nämlich.

Vor einem behördlichen „Wegeleitsystem zu irgendwelcher Kultur“ aber grauste es manche. Da sei wohl auch „ein bißchen zentralistische Arroganz“ im Spiel, mutmaßten andere. Katrin Rabus schließlich äußerte so ihre Zweifel an der „vollständigen Planbarkeit von Kunst“. Dem würde kaum jemand widersprechen wollen — außer eben Goebbel: In der Kulturverwaltung nämlich säßen „die eigentlichen Kulturmacher und —organisatoren“. Da können sie ihre Verwaltungskunst demnächst ja gleich selber moderieren.

Thomas Wolff